Kriminalprävention neu denken. Haus des Jugendrechts in Mannheim

Kommunalpolitik

„Talk am Fluss“  mit Justizminister Rainer Stickelberger.

Im wieder einmal vollbesetzten Saal bei Talk am Fluss stellte der baden-württembergische Justizminister Rainer Stickelberger, das Konzept eines in Mannheim für 2015 gepIanten Hauses des Jugendrechts vor. Eingeladen hatte die Landtagsabgeordnete Helen Heberer, die auch die Gesprächsleitung der hochkarätig besetzten Runde übernahm,  mit Dr. Klaus-Jürgen Seiser, Amtsgericht Mannheim, Kriminaldirektor Siegfried Kollmar, Andreas Herrgen Leiter der Jugend- und Jugendschutzabeilung bei der Staatsanwaltschaft Mannheim, Vertreterinnen und Vertretern der Jugendhilfe und des Ludwigshafener Hauses des Jugendrechts sowie Stadtrat Boris Weirauch, als sicherheitspolitischem Sprecher der SPD-Gemeinderatsfraktion.

Justizminister Stickelberger betonte, dass sich die Landesregierung bewusst für die Bewerbung Mannheims entschieden habe, da die Verantwortlichen vor Ort , bereits intensiv zusammenarbeiteten und dabei schon lange viele innovative Ideen entwickelt haben, wie „kriminelle Karrieren“ bereits im Ansatz gestoppt und wie Kinder und Jugendliche in sozialen Problemverhältnissen erreicht werden können. Hier sei bereits eine hervorragende Vorarbeit für eine gut funktionierende Struktur geleistet worden.

In einem Haus des Jugendrechts arbeiten Polizei, städtische Jugendhilfe und Staatsanwaltschaft zusammen, um Delikte junger Straftäter möglichst zügig gemeinsam zu bearbeiten. Durch kurze Wege werden lange Verfahren gestrafft und durch schnelle Erziehungshilfen und andere Präventionsmaßnahmen sollen weitere kriminelle Taten verhindert werden. Die baden-württembergische Landesregierung hatte Ende vergangenen Jahres der Bewerbung der Stadt Mannheim für diese Einrichtung zugestimmt.

Die Redebeiträge unterstrichen, dass die Zeitdauer zwischen Straftat und Sanktionierung gesenkt werden könne, denn es sei fatal, wenn junge Täter oft monatelang auf eine Reaktion oder die erste Verhandlung vor Gericht warten müssten. Hier gelte das Motto: „Genutzte Zeit ist sinnvolle Zeit“ .Durch die räumliche Nähe der Jugendgerichtshilfe mit Polizei und Staatsanwaltschaft könne viel früher mit passenden Angeboten begonnen, und so einem weiteren Abgleiten in die Kriminalität entgegengewirkt werden.

Kriminaldirektor Kollmar beschreibt insgesamt einen Rückgang jugendlicher Gewalt-Delikte, beschreibt Präventionsmaßnahmen der Polizei und stellt bereits konkrete Überlegungen hinsichtlich der im HdJR eingesetzten Polizeibeamten an.

Das Jugendamt berichtet über bewährte Kooperationspartnerschaften, die fortgeführt werden sollen.

Oberstaatsanwalt Andreas Herrgen konkretisiert: „In Ludwigshafen hat sich die Verfahrensdauer von der Aufnahme eines Falls bei der Polizei bis zur Abverfügung der Staatsanwaltschaft um durchschnittlich 3 monate reduziert. Bei Anklageergebungen hat sich die Verfahrensdauer sogar um 9 Monate verkürzt, Ähnliche Effekte zeigen sich auch an der Schnittstelle zur Jugendhilfe. Vom Eingang der Meldung beider Polizei bis zur Informaitn des Jugendamtes hatsich die Verfahrensdauer von sechs auf drei Monate, so beginne eine Maßnahme in Durchschnittt etwa nach vier Monaten, vorher waren es knapp acht.

Auch Jugendrichter Dr. Seiser sieht Verbesserungen in Bezug auf Informationsfluss, Tempo und Qualität Er hält es für erwägenswert auch Jugendschutzsachen dort anzusiedeln.

Oberamtsanwältin Silvia Transier, die seit mehr als 10 Jahren in der hiesigen Jugend- und Jugendschutzabteilung tätig ist, wird vorrangig mit der Fallarbeit im HdJR beauftragt sein und sieht in der paritätischen Besetzung einer Leitungsebene große Chancen.

Dabei sei Prävention ein enorm wichtiger Faktor. Die Philosophie, schon an der Schwelle zur Delinquenz gemeinsam zum Wohle junger Menschen und zum Wohle der Gesellschaft zu reagieren, könne ebenfalls in einem Haus des Jugendrechts umgesetzt und Kooperationen mit anderen Einrichtungen initiiert werden., so die Diskutanten.

Dass ein solches Haus mit seiner polizeilichen Präsenz auch zur Sicherheit des unmittelbaren Wohnumfelds beitrage, berichteten die Vertreter aus Ludwigshafen.

Heberer resümiert: „ die ausserdordentlich spannende Sachdiskussion hat gezeigt, dass wir für die Einrichtung eines solchen Hauses, fachlich und personell in Mannheim gut aufgestellt sind“. Mannheim wird neben Stuttgart und Pforzheim die dritte Einrichtung im Lande sein. Und der Minister fügt hinzu : „Auf Mannheim werden wir stolz sein können“.  

Die Veranstaltung wurde umrahmt von der Jazzformation „Locomotion 2“.

 
 

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