Ein Schmuckstück für die Stadt

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Tag des offenen Denkmals: Eröffnungsveranstaltung in der Alten Sternwarte / 28 historische Führungen und Rundgänge

 

"Ich interessiere mich für Kunst und Kultur. Da will man sich hier einmal umschauen", sagt Carsten Kremer. Zusammen mit seiner Freundin Marilena Scorciapino will er einen ersten Blick in die mittlerweile auch im Inneren in Weiß erscheinende Alte Sternwarte werfen. "Sonst kommt man doch nicht hier herein. Das muss man ausnutzen," meint Marilena. Geduldig stehen sie in der Schlange und warten, dass sie auch einen Blick und von oben herauswerfen können. "So schön haben wir uns das gar nicht vorgestellt," freuen sich die Zwei.

Erster Bürgermeister Christian Specht gibt zuvor den offiziellen Startschuss für den Tag des offenen Denkmals. 28 historische Gebäude sind für Interessierte diesmal zugänglich. Dazu zählt die ehemalige Dampfmühle der Familie Kauffmann am Verbindungskanal im Jungbusch, das alte Klärwerk auf der Friesenheimer Insel, der RNV-Betriebshof Käfertal, der Wasserturm und eben die Alte Sternwarte. "Noch vor einem Jahr standen wir hier mitten in einer Baustelle. Man sieht, dass es vorangeht, insbesondere dank des Engagements der Bürger", lobt Specht das "Aktionsbündnis Sternwarte", das mit 32 000 Euro an der Sanierung beteiligt war.

Insgesamt wurden laut Specht bisher rund zwei Millionen Euro in das älteste barocke Gebäude der Stadt gesteckt. Das Motto des Denkmaltages lautet "Handwerk, Technik, Industrie". Daher freut sich Specht, dass besonders viele Kirchen geöffnet sind, darunter die Schlosskirche, die Johanneskirche und die Konkordienkirche. "Ich danke allen Beteiligten und insbesondere allen ehrenamtlichen Helfern, die mit ihrem Engagement zum Gelingen dieses Tages beitragen", betont Specht. Die Organisatoren gehen in diesem Jahr von etwa 5500 Besuchern aus.

Die Geschichte der Astronomie

Barbara Ritter vom "Verein Rhein-Neckar Industriekultur" verwies darauf, dass es rund 2800 Gebäude in der Region gebe, die erhaltenswert seien, darunter rund sieben Prozent Industriegebäude, wie etwa die "Burg" der Konsumgenossenschaft auf der Friesenheimer Insel. Besonders zwischen den 1970er und 1990er Jahren wollte die Quadratestadt das Image einer "derben Arbeiterstadt loswerden", so Ritter. Daher wurde vieles abgerissen. Ein Gegenbeispiel sei die Alte Feuerwache, die dank des Protestes der Einwohner erhalten blieb.

"Wir haben zusätzlich zu Mitteln von Bund, Land und MVV noch rund 400 000 Euro aus der Bundesdenkmalstiftung lockermachen können. Das gelingt nur, wenn sich Bürger beteiligen", sagt Helen Heberer, die in dem Bündnis eine der treibenden Kräfte ist. "Wir freuen uns, dass wir die Sternwarte wieder aus dem Dornröschenschlaf erwecken konnten", so Heberer. Gegen eine kleine Spende wurden bei der Eröffnung Steine als Briefbeschwerer angeboten, die "vielleicht sogar Wolfgang Amadeus Mozart schon berührte." Immer dem Aktionsbündnis geholfen habe der Verein "Stadtbild", betont Heberer. Dass an einem solchen Bauwerk mit Unvorhergesehenem zu rechnen ist, verdeutlicht der Bürgermeister: "Wir mussten den Sandsteinsockel erneuern. Dem hat der Gemeinderat zugestimmt. Jetzt wollen wir außen noch etwas Schönes gestalten. Dann geht es innen weiter," so Specht. Ab November soll die Sternwarte illuminiert werden.

Dr. Christian Theis vom Planetarium führt auf anschauliche Weise durch die astronomische Geschichte. "Wie heute ein Haus oder ein Auto, so galt zu Zeiten von Kurfürst Carl Theodor die Musik oder die Astronomie als Statussymbol." Der Professor für Experimentalphysik und Mathematik, Christian Mayer, entdeckte einst in der Sternwarte die Doppelsterne.

© Mannheimer Morgen, Montag, 14.09.2015

 
 

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