„Ein Triumph der Schmiedekunst“

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INNENSTADT 250 JAHRE ALTE EISERNE TORANLAGE DER JESUITENKIRCHE WIRD RESTAURIERT / FEHLENDE ORNAMENTE WERDEN NACH ORIGINALTEILEN ODER FOTOGRAFIEN GESTALTET

„Ein Triumph der Schmiedekunst“

Anlässlich der notwendigen und bevorstehenden Sanierung des Portals der Jesuitenkirche hatte der Verein Stadtbild zu einer kleinen kunst-und baugeschichtlichen Betrachtung dieses Barockbaues mit einem kleinen und exklusiven Abendkonzert in der Jesuitenkirche eingeladen. Mehr als 60 Interessierte konnte Vorsitzende Helen Heberer dabei begrüßen.

Vorbild in Rom

„Das fast 250 Jahre alte Portal bereitet Sorgen, es sind schon Teile runtergefallen“, berichtete sie. Deshalb sei man mit der Bitte um Unterstützung an den Verein Stadtbild herangetreten. Zur Geschichte der bedeutendsten Barock-Kirche Südwestdeutschlands – insbesondere über das sanierungsbedürftige Portal – berichtete ihr Stellvertreter Volker Keller: Die Jesuitenkirche wurde 1738 bis 1760 erbaut. Die Pläne stammten von dem italienischen Baumeister Allessandro Gallo di Bibiena, der sich bei der Gestaltung der Kirche am Vorbild der Mutterkirche der Jesuiten in Rom orientiert hatte, der berühmten Kirche Il Gesù. Der durch Stuckmarmorpilaster gegliederte Innenraum ist ganz in einem späten Barockstil gestaltet.

Die prunkvolle Ansammlung der Verzierungen der drei Eingangsportale erfolgte im neuen Rokokostil. Der „Triumph der Schmiedekunst“ besticht durch überbordende Rocaillen (Muschel Ornamente), Akanthen, Palmetten und Blüten-Ranken, die sich verdichten von unten nach oben. Das mittlere Portal endet oben mit den Monogrammen der Kurfürsten Carl Philipp und Carl Theodor, die den Auftrag zum Bau, beziehungsweise Fortführung der Bauarbeiten der „Großen Hofkirche“ erteilten.

Die bevorstehenden Maßnahmen erläuterte Kunstschmied Martin Wilperath, der unter anderem auch das historische Gitter an der Mozartschule ergänzt hat. Für den Restaurator im Kunsthandwerk aus der Kunstschmiede in Altrip ist „die Restaurierung des schönsten und großartigsten Schmiedewerks, das ich jemals gehen habe, eine Ehre“. Doch erst mal muss das dreiteilige Portal untersucht werden. „Die Befunduntersuchung ist Ausgangspunkt einer Restaurierung“, sagte Wilperath. Er geht von einer „Polychrom-Farbfassung aus, vielleicht auch einer Vergoldung“. Um das festzustellen, müssen alle Schichten abgetragen werden. „Ziel ist es immer, so viel wie möglich zu erhalten und wenig zu ersetzen“, betonte der Kunstschmied.

Das Tor wird in situ (vor Ort) restauriert, nachdem festgestellt wurde, dass ihm Korrosion so zugesetzt hat, dass von lockeren Teilen eine Gefährdung für Passanten ausgehen würde. Nun wird die Restaurierung in Abstimmung mit dem Denkmalpflegeamt der Stadt vorbereitet.

Ziel ist es dabei, schadhafte Stellen auszubessern und fehlende Ornamente entsprechend noch vorhandener Originalteile oder auch aufgrund alter Fotografien in alter Handwerkstechnik nachzuschmieden. Sofern die weitere Recherche Hinweise auf den Originalfarbton ergibt, soll auch dieser wieder hergestellt werden. Die aufwendigen Vorarbeiten sowie die eigentliche Restaurierung werden, so die Schätzung, einige Monate erfordern. Frühestens im Sommer können sich die Besucher der Jesuitenkirche wieder am alten Tor in neuem Glanz erfreuen.

Finanzielle Unterstützung nötig

Zum Zeitplan und den Kosten erklärte Helen Heberer, erst werde das mittlere Portal restauriert. Sie gehe diesbezüglich von Kosten von 80 000 bis 90 000 Euro aus. Sie hätten bereits einen Antrag gestellt auf finanzielle Unterstützung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz.

© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 17.04.2019

 
 

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