Mannheimer Morgen: "Die Haustür muss nicht jeder kennen"

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Internet: Street-View-Panorama-Bilder von Google stoßen bei Mannheimer Abgeordneten auf großen Widerstand

"Die Haustür muss nicht jeder kennen"
Von unserem Redaktionsmitglied Martin Tangl

Das neue Internet-Angebot "Google-Street-View", der dreidimensionale Stadtplan, soll zum Jahresende auch in Mannheim tiefe Einblicke auf Häuser und Straßen gewähren. Doch wer glaubt, künftig über die Panorama-Bilder die Wohnung seines Abgeordneten in Augenschein nehmen zu können, wird enttäuscht werden. Wenn Mannheim bald virtuell und digital begeh- und sichtbar sein wird, haben die meisten Politiker der Quadratestadt ihr Heim auf den Google-Ansichten längst pixeln, das heißt unkenntlich machen lassen. Den Antrag dafür gibt es im Internet - gestern war er zum Ausschneiden in unserer Zeitung.

Alle Bundes- und Landespolitiker, die gestern trotz Urlaubszeit erreichbar waren, reagieren ähnlich. Dr. Gerhard Schick, Bundestagsabgeordneter der Grünen: "Ja, ich werde Widerspruch einlegen und dafür sorgen, dass meine Wohnung in Street View grau bleibt. Google erhebt private Daten aus kommerziellem Interesse, ohne Rechenschaft hierüber abzugeben. Diese Kommerzialisierung des öffentlichen und privaten Raumes halte ich für problematisch." Auch seine FDP-Kollegin Dr. Birgit Reinemund wird "auf jeden Fall Widerspruch einlegen". Für sie gilt zum einen der Schutz der Privatsphäre: "Meine Eingangstür in Feudenheim muss nicht jeder kennen." Auf der anderen Seite steht Reinemund Google auch aus datenschutzrechtlichen Gründen "sehr kritisch gegenüber".

Bedenken beim Datenschutz
"Ich kann nur alle aufrufen, hier tätig zu werden und gegen die Bilder im Street View Einspruch zu erheben", hat auch die SPD-Landtagsabgeordnete Helen Heberer schwere Bedenken, dass es Google mit dem Datenschutz nicht so genau nimmt. Am liebsten wäre es ihr, wenn die Sache mit den Häusern und Straßenzügen im Internet generell geregelt und in Deutschland verboten wäre. "Außerdem will ich mein Haus in der Ifflandstraße nicht im World Wide Web (www) sehen", so die Landtagsabgeordnete.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Klaus-Dieter Reichardt hat gegen die Google-Bilder im Internet beim baden-württembergischen Staatsministerium interveniert. Der Mannheimer will zum Beispiel wissen, welche Initiativen hat der zuständige Datenschutzbeauftragte des Landes ergriffen hat, um maximale Datensicherheit zu gewährleisten. Privat meint Reichardt: "Unsere neue Wohnung in der Oststadt haben wir angemietet. Also entscheidet die Gemeinschaft der Wohnungseigentümer, ob sie verpixelt wird. Ich lege aber keinen besonderen Wert darauf, weltweit bis ins Wohnzimmer zugänglich zu sein."

Mannheimer Morgen
13. August 2010

 
 

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