Mannheimer Morgen: Im Bann der verrinnenden Zeit

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Literatur: Räuber '77 verleihen Heinrich-Vetter-Preis
Im Bann der verrinnenden Zeit

Von unserer Mitarbeiterin Christina Altmann

Im Leben ist alles im Fluss, ständig verändert sich etwas, alles rinnt und verrinnt, und am Ende wartet immer der Tod. Das Thema "Wandlungen" stand dieses Mal im Mittelpunkt des Literaturwettbewerbs der Räuber'77, der abwechselnd in der Sparte Lyrik und Prosa ausgeschrieben wird. Für ihre stilsicheren Gedichte wurden nun Gerhild Michel, Claudia Herrmann-Schmeidel und Warnfrid Grams mit dem Heinrich-Vetter-Literaturpreis ausgezeichnet.

Gerne öffnete die Direktorin der Mannheimer Kunsthalle, Ulrike Lorenz, ihr Forum für diese Verleihungsfeier, die von Geiger Stefan Krznaric und seiner Begleiterin am Klavier, Yaeko Szczepaniak, beeindruckend begleitet wurde. Seit 1985 schreibt das Literarische Zentrum Rhein-Neckar den Preis aus; seit 2004 wird er nach seinem Förderer Heinrich Vetter benannt - für die Vorsitzenden Claudia Schmid und Helmut Orpel eine wunderbare Gelegenheit, an den "Ehrenräuber" zu erinnern.

Im Namen der Stadt Mannheim würdigte Landtagsabgeordnete Helen Heberer die Arbeit der Räuber, die sich so kontinuierlich dafür einsetzten, den Austausch zwischen den Autoren in der Region lebendig zu halten. Über 160 Beiträge gingen dieses Mal aus dem limitierten 100-Kilometer-Umkreis ein und stellten die drei Juroren vor die schwere Aufgabe, die besten Texte herauszufinden.

Den mit 2000 Euro dotierten ersten Preis erhielt Gerhild Michel für ihr Haiku-nahes Gedicht "Blätter einer Rose". Klar und poetisch eindringlich füge die in Heidelberg lebende Philosophin und Theaterwissenschaftlerin am Beispiel der langsam fallenden Rosenblätter ästhetische Bilder vom Verrinnen der Zeit zusammen, begründete Mannheims Kulturamtsleiterin Sabine Schirra die Entscheidung der Jury. Den zweiten Preis (1500 Euro) gab es für die Gedanken des einstigen Pfarrers Warnfrid Grams aus seiner elsässischen Wahlheimat über den Wahnsinn der atomaren Verseuchung. "Tschernobyl" sind seine Verse überschrieben, die, so der Heidelberger Verleger Lothar Seidler, von der Jury als flehentlicher Appell an die Verantwortung für den Erhalt unserer Erde gewürdigt wurde.

1000 Euro bekam schließlich die Weinheimer Lehrerin Claudia Herrmann-Schmeidel. Ihr Gedicht "Der Alte" überzeugte den Mannheimer Literaturprofessor Horst Meixner, den die metaphernreiche, emotional aufgeladene Schilderung eines von Leid und Einsamkeit gezeichneten Mannes zutiefst berührte.

Mannheimer Morgen
1. Oktober 2011

 
 

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