Mannheimer Morgen: Weiterbildung als Geldfrage

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Diskussion: Runde in der Abendakademie spricht über Hilfen für Schulabbrecher
Weiterbildung als Geldfrage

Rund 180 Jugendliche verlassen in Mannheim jedes Jahr die Schule ohne Abschluss. Die Gründe dafür mögen unterschiedlich sein, die Folgen sind meist dieselben: Auf dem Arbeitsmarkt haben sie praktisch keine Chance. Wie diesen Menschen geholfen werden kann, darüber diskutierte am Dienstagabend eine Runde in der Abendakademie. Eines wurde dabei schnell deutlich: Es mangelt vor allem am Geld.

Helen Heberer, SPD-Landtagsabgeordnete und Mitglied im Verwaltungsrat der Abendakademie, moderierte die Veranstaltung. Die Volkshochschule nutze den Abend auch dazu, auf das eigene Bildungsangebot hinzuweisen: Rund 450 Männer und Frauen holen dort ihr Abitur, ihren Real- oder Hauptschulabschluss nach. Drei Absolventen, die bei der Veranstaltung zu Gast waren, lobten besonders die Atmosphäre: "Ich hatte hier mit Menschen zu tun, die mich als Menschen behandeln", sagte Joel Dirago, der an der Abendakademie erst Haupt-, dann Real- und schließlich Gymnasialabschluss gemacht hat.

"Ohne Qualifikation können wir niemandem einen Arbeitsvertrag geben", sagte Thomas Steckenborn, Vorstandsvorsitzender der CEMA AG, die der Abendakademie 30 000 Euro gespendet hat. Wer es schafft, der hat allerdings gute Karten, so Steckenborn. Denn der habe durch den nachgeholten Schulabschluss seine Motivation bewiesen.

Doch dieser Weg kann teuer sein: Die Teilnahme an den Kursen der Tagesrealschule etwa kostet rund 1000 Euro. Die Gebühren sind gerade für sozial Schwache ein Hindernis. Als es um die finanzielle Ausstattung ging, wurde es daher emotional. Der ehemalige MVV-Chef und jetzige Verwaltungsratsvorsitzende der Abendakademie, Roland Hartung, erklärte: "Weder die Stadt noch das Land haben sich in die Bresche geworfen, das Thema war auch bei Kammern und Gewerkschaften nie auf der Tagesordnung." Mit größerer finanzieller Unterstützung könnte man die Gebühren deutlich senken.

Grünen-Stadtrat Dirk Grunert wies darauf hin, dass der Gemeinderat 40 000 Euro für die Abendakademie bereitgestellt habe. Laut Hartung ist das aber nicht genug: "Denken Sie nur, welche Aufruhr die Studiengebühren verursacht haben", so Hartung. "Dabei haben Studenten viel bessere Voraussetzungen als Schulabbrecher!" fab

© Mannheimer Morgen, Donnerstag, 26.04.2012

 
 

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