Sternstunde mit barocker Strahlkraft

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Aktionsbündnis: Zum Abschluss der Außenrestaurierung der Sternwarte gibt es ein Fest mit Musik, Theater und Lichtinstallation

Von unserem Redaktionsmitglied Susanne Räuchle

 

Die große Vergangenheit ist wieder im Lot, das barocke Juwel hat die Fassung wiedergewonnen: Die Sternwarte präsentiert sich in alter Pracht und sanierter Herrlichkeit. Grund genug für das Aktionsbündnis, mit allen Freunden und Förderern die Außenrestaurierung am Samstag, 9. Mai, ganz groß zu feiern, ab 16 Uhr geht es rund im Achteckturm und drum herum: Mit Musik, Theater, Lesungen, Führungen und einer Lichtinstallation bei Einbruch der Dunkelheit, inszeniert vom Mannheimer Unternehmer Rolf Götz, soll das Werk und das bürgerschaftliche Engagement gefeiert werden.

Ein buntes Programm in den höchsten Tönen: Die Musikhochschule gibt bei dem Ereignis ebenso Laut wie die orientalische Musikakademie, die Popakademie, die Jazzformation locomotion2, das Kurpfälzische Kammerorchester und die Mozartgesellschaft. Schauspieler des Nationaltheaters bringen mit der Szene "Euer Durchlaucht, die Sternwarte brennt" eine feurige Einlage. Der Mannheimer Krimi-Autor Daniel Morawek sowie der Autorin Heidi Knoblich wollen spannende Momente beitragen, und Führungen durch die bewegte Geschichte der Alten Sternwarte bringen die Besucher auf Trab - immerhin 160 Stufen gilt es locker zu nehmen, ehe sich auf der Aussichtsplattform der Himmel über der Kurpfalz öffnet. Eine Dokumentation der Renovierungsarbeiten zeigt den mühsamen, überraschungsreichen Weg, den das Aktionsbündnis in den letzten Jahren hinter sich gebracht hat.

Schule öffnet ihren Hof

Festprogramm am Samstag

Am Samstag, 9. Mai, 16 Uhr wird das Fest von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz und der Vorsitzenden des Aktionsbündnisses Helen Heberer eröffnet.

Ab 17 Uhr treten Künstler der Jazz Duo Locomotion 2, der Musikschule und der MozartGesellschaft, des Kurpfälzischen Kammer-Orchesters, des Nationaltheaters, der Musikhochschule, der Orientalischen Musikakademie und der Popakademie kostenlos auf. Es gibt Lesungen und Führungen.

Bei Einbruch der Dämmerung präsentiert Rolf Götz eine Lichtinstallation. red

Gefeiert wird auf dem Schulhof des benachbarten Ursulinen-Gymnasiums sowie im Erdgeschoss und dem Vorplatz der Sternwarte.

"Wir freuen uns, dass nach unserem Start 2009 und inzwischen sechs Jahren Planung, Geldsammeln und den inzwischen abgeschlossenen Außen-Sanierungen endlich die erste Etappe des Projekts beendet werden konnte," so Helen Heberer. Die SPD-Landtagsabgeordnete war treibende Kraft bei dem 1,4-Millionen-Euro Unternehmen, das mit Spenden, Mitteln aus der Denkmalstiftung BW, Lotto BW, der Bundesdenkmalstiftung, sowie der Stadt und des Landes nach Denkmalschutzregeln vorangebracht wurde. Im nächsten Schritt soll noch in diesem Jahr mit der Innenrenovierung des Barockbaus begonnen werden, wofür das Aktionsbündnis "Alte Sternwarte Mannheim" weitere Gelder einwerben will.

Doch ein erster Sieg über den Verfall ist nun erkämpft, die Bausubstanz wieder gesund, nachdem das Denkmal jahrelang aus den Fugen geraten war. Risse, ja sogar Baumwuchs im Mauerwerk, Abplatzungen am Sandstein, rostende Verbindungsteile und eindringendes Wasser - der bundesweit einzigartige Wissenschaftsbau aus dem Barock gab ein Bild des Jammers. Bis sich 2009 das Bündnis formierte. das von vielen Mannheimer Institutionen durch die unterschiedlichsten Aktionen gestärkt und finanziell aufmunitioniert wurde.

Der Jesuitenpater und Hofastronom Christian Mayer war ab der Gründung 1772 Herr im Hause. Im Januar 1775 konnten Mayer und sein Gehilfe Johann Metzger die Sternwarte beziehen und mit englischen und französischen Präzisionsmessinstrumenten den Lauf der Gestirne beobachten. Im 19. Jahrhundert besetzten die Astronomen Heinrich Christian Schumacher, Friedrich Bernhard G. Nicolai und Eduard Schönfeld die Top-Position. Die Sternwarte war Zentralpunkt der 1820 begonnenen Triangulierung, welche die Grundlage für die Topographische Landesaufnahme und die Vermessung aller Flurstücke des Großherzogtums Baden bildete.

Ende des 19. Jahrhunderts hatte der Turm ausgedient, 1880 erfolgte der Umzug in die neue Hofsternwarte Karlsruhe. Mannheim kaufte 1881 das Achteck, plante einen Wasserturm. Doch die Zeit zerrann, man nutzte den Bau als Aussichtsplattform und wahrscheinlich als Wohnraum für städtische Bedienstete.

Lichtinstallation bei Dunkelheit

Seit 1936 wird der Turm von Künstlern der Freien Akademie Mannheim bewohnt und als Atelier genutzt. Die ersten Mieter des "Künstlerturms" waren der Leiter der Freien Akademie, Paul Berger-Bergner, die Bildhauer Nagel und Dehof. Heute logieren die Maler Stallwitz und Edagar Schmandt in den Ateliers. Die nun ebenfalls wieder in Façon gebracht werden sollen.

Doch nun wird erst ein leuchtendes Fest zelebriert: Bei Einbruch der Dunkelheit soll eine Lichtinstallation von der Plattform der Sternwarte an den Mannheimer Meridian erinnern. Der nach Norden gerichtete Lichtstrahl folgt der Linie des Mannheimer Meridians und seines nördlichen Einmesspunktes, der Pyramide am Mannheimer Industriehafen. "Ein Ereignis mit historischer Tragweite, das wir mit unserer Aktion sichtbar werden lassen wollen", so Helen Heberer und Rolf Götz, der auf der Plattform die Instrumente bedienen wird.

© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 06.05.2015

 
 

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