Mannheimer Morgen: Bautrupps rücken in der Sternwarte an

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Kulturdenkmal in Mannheim: Sanierungsarbeiten am barocken Achteck-Turm beginnen / Eine Million Euro kostet die Restaurierung der Fassade
Bautrupps rücken in der Sternwarte an

Von unserem Redaktionsmitglied Susanne Räuchle

Zum Tag des Neumondes stehen die Himmels-Zeichen günstig für die Alte Sternwarte, und eine große Anziehungskraft geht vom historischen Gemäuer aus: Erster Bürgermeister Christian Specht, Baubürgermeister Lothar Quast und Landtagsabgeordnete Helen Heberer verkünden als Dreigestirn einen historischen Tag für das Achteck: Die Sanierung des Kulturjuwels beginnt, für eine Million Euro soll in den nächsten Monaten wenigstens die äußere Erscheinung des Kulturerbes wieder ins Lot gebracht und die bröckelnde Fassade vor weiterem Verfall bewahrt werden. Ende eines geradezu astronomisch langen Kampfes um den Erhalt dieses Denkmals, das als Leuchtturm der Wissenschaft des 18. Jahrhunderts europaweit einzigartig dasteht.

Der Urwald aus Götterbäumen ist bereits gerodet, jetzt kann von Grund auf mit der Restaurierung begonnen werden. Im ersten Akt wird der Sockel freigelegt, ist das Oktogon eingerüstet, beginnen die Arbeiten am doch sehr maroden Sandstein, ehe auf den Putz geklopft wird und neue Schichten dem Bauwerk zum alten Glanz verhelfen. Bei den Fenstern, die zum Teil seit Kurfürst Carl Theodors Zeit den Rahmen abgeben, wird noch mit den Denkmalschützern verhandelt, inwieweit die Originale mit Isolierglas aufgerüstet und energetisch ertüchtigt werden. Die Restaurierung der Urfassungen ist etwas kostspieliger als neue Holzkonstruktionen. Allein die Außensanierung wird mit einer Million Euro veranschlagt, doch das Land zeigt mit 470 000 Euro barocken Kunstsinn, die Stadt bringt sich mit 300 000 Euro in die Hausaufgabe ein, das "Aktionsbündnis Sternwarte" bewegt mit 230 000 Euro einen gewaltigen Finanzschub. Helen Heberer als treibende Kraft im Aktionsbündnis hat nun mit ihren Mitstreitern vom Stadtarchiv, vom Planetarium und vom Technoseum und deren Fördervereinen ein erstes Etappenziel erreicht. Hochmotiviert hat man jahrelang Druck gemacht, in Krimi-Lesungen, Benefizkonzerten, Vorträgen den jammervollen Zustand beklagt und zum Spenden aufgerufen. Stadtarchiv und Leihamt legten gemeinsam eine limitierte Münzsuite neu auf, mit der einst Carl Theodor sein Netzwerk beschenkte.

Weitere Nutzung noch offen

Auch auf das Netzwerk und die Kompetenz des Vereins Stadtbild ist Verlass. Vorsitzender Dr. Lothar Stöckbauer kann stolz verkünden, dass sein Verein allein 80 000 Euro für die Restaurierung der Sternwarte an-spart, für ein einmaliges Bauwerk, das einstens nach Plänen von J.C. Lachner für 70 000 Gulden hochgezogen wurde, um Christian Mayer, dem Star der Himmelswissenschaften, eine Plattform seines Wirkens in der Stadt und im badischen Erdkreis zu ermöglichen.

Mit malerischer Inspiration bringt sich nun Dietmar Brixy in den Sanierungs-Kraftakt ein. Er stellt eine signierte und limitierte Edition einer Arbeit zur Verfügung, die den prominenten Bau am Friedrichspark in den Mittelpunkt rückt, für 198 Euro werden die Turmvisionen verkauft. Ein farbiger Beitrag zum Erhalt des Denkmals, in dem seit 1945 Künstlerateliers eingerichtet sind. Ob das so bleibt, steht noch in den Sternen. Über eine mögliche öffentliche Nutzung des grandiosen Schauobjektes wird nachgedacht. Doch nun will man sich im ersten Schritt auf den Erhalt der Bausubstanz konzentrieren.

© Mannheimer Morgen, Dienstag, 12.03.2013

 
 

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