Mannheimer Morgen: Bertha-Benz-Fahrt vor großer Kulisse

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Bertha-Benz-Fahrt vor großer Kulisse

Von Thorsten Langscheid

Mannheim. Zum Jubiläum 125 Jahre Automobil öffnete Mannheim gestern seine gute Stube: Die Oldtimer knatterten in den Ehrenhof des Schlosses. Die Gedächtnisfahrt endete somit vor großer Kulisse.

Am Ende gewann sie sogar den Preis als jüngste Fahrerin: Bianca Krämer mit ihrem Beifahrer Daniel Vetter hatte kurz vor dem Start der Bertha-Benz-Fahrt mit ihrem britischen Wolseley aus dem Jahre 1917 - ein Erbstück ihres Großvaters Siegfried Krämer - schon fast aufgegeben. Der Motor des britischen 10-PS-Sportwagens war überhitzt und hatte sich, so der Verdacht, festgefressen. "Da geht wahrscheinlich gar nichts mehr", vermuteten auch die Technik-Helfer vom Automobilmuseum Dr. Carl Benz und holten den Trailer, um das seltene, seit 94 Jahren im Originalzustand gehaltene Fahrzeug abzuschleppen.

Gestern Nachmittag kamen bis auf drei alle 87 Fahrzeuge (Baujahr bis 1931) der diesjährigen Bertha-Benz-Fahrt nach zwei Tagen und rund 220 Kilometern aus Pforzheim in Mannheim an - und nahmen vor großer Schlosskulisse im Ehrenhof Aufstellung. Winfried Seidel vom Ladenburger Automuseum Dr. Carl Benz, Lutz Pauels von der Werbegemeinschaft Mannheim-City und Mannheims Erster Bürgermeister Christian Specht begrüßten die Oldtimer-Freunde, die aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland in die Geburtsstadt des Automobils gekommen waren.

In Pforzheim, wohin die resolute Erfinderfrau Bertha Anfang August 1888 mit einem Motorwagen des Typs 3 und ihren beiden halbwüchsigen Söhnen Eugen und Richard aufgebrochen war, um ihre Eltern zu besuchen und der Welt zu beweisen, das Carl Benz's pferdeloses Fuhrwerk tatsächlich zu etwas nütze ist, wurden die Oldtimer mit ganz großem Bahnhof begrüßt. Zeitgleich mit der der Bertha-Benz-Fahrt war gestern und vorgestern die offizielle 56. Internationale Deutsche Schnauferl-Rallye in der Region unterwegs, alles in allem an die 200 Fahrzeuge mit gut und gerne 400 Mann und Frau Besatzung. Stadträtin und Landtagsabgeordnete Helen Heberer (SPD), die stilecht im Benz-Automobil mit nach Pforzheim gefahren war, zeigte sich beeindruckt von der Gastfreundschaft der Pforzheimer: "Da können wir noch etwas nachlegen", richtete sie den Blick auf künftige Bertha-Benz-Touren - zum Beispiel 2013, zum 125. Jahrestag der ersten Auto-Fernfahrt der Geschichte.

Das diesjährige Schnauferl-Event stieß bei den Mannheimern jedenfalls auf große Begeisterung: Schon beim Start am Freitag Vormittag bevölkerten Tausende die Planken. Gestern im Ehrenhof des Schlosses bestaunten - trotz des unfreundlichen Wetters - ebenfalls eine große Zahl von Oldtimer-Fans die historischen Fahrzeuge. Und mittendrin eine strahlende Bianca Krämer. Wie sich herausstellte, war der Motor ihres Wolseley völlig in Ordnung. "Der Anlasser hatte sich verhakt", erklärte Beifahrer Vetter. Nachdem am Start der Tross der Oldie-Kollegen längst abgefahren war, setzten Daniel und Bianca ihren Wolseley mit ein paar gezielten Schlägen wieder in Gang und konnten auf dem Weg nach Pforzheim viel Boden gutmachen.

Doch die Bertha-Benz-Fahrt ist kein Wettrennen, wie Dieter Hermann, stolzer Besitzer eines 91 Jahre alten Moon-Straßenkreuzers aus den USA, erklärte. Deswegen erhielten neben Bianca Krämer auch Marco Fusco als Pilot des mit Baujahr 1898 ältesten Fahrzeugs im Feld (ein Petigars Prat Carrabin) sowie Werner Brungs (auf Benz 8/20, Baujahr 1912) als ältester Fahrer jeweils einen Preis - ein Buchgeschenk "Tatort Mannheim" aus der Feder Winfried Seidels - den Erster Bürgermeister Specht überreichte.

Wer noch mal Oldtimer bestaunen möchte, hat dazu übrigens heute vormittag im Schwetzinger Schlossgarten Gelegenheit. Die Teilnehmer beider Veranstaltungen - also der Bertha-Benz-Fahrt ebenso wie der 56. Internationalen Schnauferl-Rallye präsentieren ihre historischen Stücke noch einmal der Öffentlichkeit, bevor die Bertha-Benz-Fahrt 2011 dann endgültig Geschichte ist.

Mannheimer Morgen
26. Juni 2011

 
 

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