Mannheimer Morgen: Leuchtturm für Medizintechnik

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Forschung: Stuttgart stellt 9,3 Millionen Euro für ein fünfjähriges Fraunhofer-Projekt in Mannheim bereit
Leuchtturm für Medizintechnik

Von unserem Redaktionsmitglied Waltraud Kirsch-Mayer

Die erste Hürde für ein Fraunhofer-Institut in Mannheim ist genommen: Der Stuttgarter Landtag gab grünes Licht, indem er für eine auf fünf Jahre angelegte Projektgruppe insgesamt 9,3 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Etabliert werden soll auf dem Campus der Medizinfakultät ein Forschungs-Leuchtturm für Medizintechnologie, der in die ganze Region strahlt.
Grund zu feiern

Dekan Professor Dr. Klaus van Ackern und Professor Dr. Dietmar von Hoyningen-Huene, der in der Landeshauptstadt als "Mannheim-Diplomat" tätig ist, waren sich gestern einig: "Darauf trinken wir eine Flasche Rotwein." In der Tat gibt es Grund zu feiern. Denn noch vor einem Jahr stieß die Vision eines Fraunhofer-Instituts auf manch spöttisches Lächeln. "Es mussten ganz schön dicke Bretter gebohrt werden", blicken die beiden zurück - und betonen: Ohne engagierte Verbündete - von der Universität Heidelberg über die Hochschule Mannheim bis zum Rathaus - wäre nichts gelaufen.

Im Gegensatz zu Max-Planck-Instituten, die auf Grundlagenforschung spezialisiert sind, arbeiten Fraunhofer-Institute anwendungsorientiert und kooperieren mit der Industrie, aber auch mit mittelständischen Unternehmen. Der Vorlauf eines solchen Instituts beträgt fünf Jahre, nach vier Jahren erfolgt eine Evaluation - will heißen: Die Fraunhofer-Gesellschaft (mit Sitz in München) entscheidet, ob das jeweilige Projekt gewissermaßen den Ritterschlag bekommt und in ein mit Bundesmitteln gefördertes Institut umgewandelt wird oder nicht. Diese Vorbereitungsphase muss das jeweilige "Sitzland" finanzieren. Fürs laufende Jahr hat Baden-Württemberg 1,3 Millionen zur Verfügung gestellt, in den folgenden vier Jahren fließen jeweils zwei Millionen.

Und wie geht das Ganze vor sich? Üblicherweise übernimmt ein sogenanntes Leitinstitut die Betreuung. Diese Rolle fällt dem Fraunhofer-Institut in Stuttgart zu. Der diplomierte Ingenieur Jan Stallkamp, der dort die Abteilung für Produktions- und Prozessautomatisierung leitet, ist von den medizinischen wie technischen Möglichkeiten, die Mannheim zu bieten hat, derart begeistert, dass er schon bald mit einem Teil seiner wissenschaftlichen Truppe aufs hiesige Klinikum-Areal umziehen will. Eng zusammenarbeiten wird er dort mit dem Leiter des Zentrums für Medizinische Forschung, Professor Dr. Norbert Gretz.

Die neue Projektgruppe trägt den etwas sperrigen Titel "Automatisierung in der Medizin und Biotechnologie". Stallkamp und sein Mitarbeiter, der Biologe Christian Reis, erläutern, was das in der Praxis bedeuten kann: Beispielsweise will man radioaktive Marker austüfteln, die bösartige Zellen aufspüren und sichtbar machen, bevor ein Tumor oder eine Metastase entstanden ist. Ein weiteres Vorhaben: Gewebe, das sich wie menschliche Haut verhält, soll hergestellt werden. Daran hat die Kosmetikindustrie für ihre Tests großes Interesse. Und Mediziner träumen schon lange von Material, das sich für Hauttransplantationen, beispielsweise bei Brandopfern, eignet.
OB: "Großartiger Schritt"

Vorerst laufen die Fraunhofer-Forschungsprojekte in Räumlichkeiten, die zur Universitätsmedizin Mannheim gehören. Sollte in vier Jahren die entscheidende Hürde genommen werden, könnte auf einem Gärtnereigelände gebaut werden, das vor einigen Jahren in Klinikumsnähe erworben wurde.

Am Freitag ist eine Pressekonferenz mit Mannheims Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz und Vertretern aus Stuttgart geplant. "Von einem großartigen Schritt" sprach OB Kurz schon gestern auf "MM"-Anfrage und erklärte: "Die Medizintechnik ist eines von zwei Kompetenzfeldern unserer neuen wirtschaftspolitischen Strategie." Und die SPD-Landtagsabgeordnete Helen Heberer gratulierte voll Anerkennung: "Mannheim und den Akteuren in der medizinischen Fakultät, die dieses Projekt vorbereitet haben, ist ein großer Wurf gelungen."

Mannheimer Morgen
3. Februar 2011

 
 

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