Mannheimer Morgen: Mannheimer sehen "Denkzettel für Merkel"

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Bundesversammlung: Sechs Mannheimer gestern bei der Wahl von Bundespräsident Christian Wulff dabei / Glückwünsche an den neuen Präsidenten
Mannheimer sehen "Denkzettel für Merkel"

Von unseren Redaktionsmitgliedern Heiko Brohm und Martin Tangl

Prof. Egon Jüttner hatte geahnt, dass dies ein langer Abend werden könnte. Der CDU-Bundestagsabgeordnete sollte recht behalten. Sechs Vertreter aus Mannheim waren gestern Abend bis kurz nach 21 Uhr dabei, als im Berliner Reichstag die Bundesversammlung Christian Wulff zum neuen Bundespräsidenten wählte. Neben Jüttner traten seine Kollegen Dr. Birgit Reinemund (FDP), Dr. Gerhard Schick (Grüne) und Michael Schlecht (Linke) an die Urnen im Reichstag. Außerdem waren von der Landes-SPD Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz sowie die Landtagsabgeordnete Helen Heberer nominiert.

"Ich gratuliere Christian Wulff herzlich und wünsche unserem Bundespräsidenten alles Gute", sagte Helen Heberer unmittelbar nach Verkündung des Wahlergebnisses. Aber sie macht aus ihrem Ärger keinen Hehl. "Ich bedaure, dass der Kandidat des Volkes durch das Verhalten der Linken verhindert wurde." Oberbürgermeister Peter Kurz sieht in dem Ablauf des Tages einen "Gewinn für die Demokratie", auch wenn er damit überhaupt nicht gerechnet habe. Joachim Gauck wäre gerade als Vermittler hervorragend geeignet gewesen, so Kurz, nun hoffe er, dass auch Christian Wulff diese Aufgabe bewältigen könne.

"Das waren taktische Spielchen in den ersten Wahlgängen - aber nicht in der FDP", sagte Birgit Reinemund (FDP). "In der Union brechen einige Konflikte auf, die haben zu der Ohrfeige für Angela Merkel geführt." Sie sehe aber die Chance, dass diese Wahl eine heilsame Wirkung entfalte. Ihr Koalitionskollege Egon Jüttner spricht nach den drei Wahlgängen von "einem Denkzettel für Frau Merkel, da waren wohl einige unzufrieden". Vor dem dritten Wahlgang hätten die Kanzlerin und andere intensiv an die Wahlleute appelliert. Die am Ende doch noch erfolgreiche Wahl könne "ein Zeichen für die weitere Zusammenarbeit in der Koalition sein", so Jüttner.

Auch der Grünen-Vertreter Gerhard Schick spricht von einem "Denkzettel für Merkel", das Verhalten der schwarz-gelben Koalition findet er aber "unwürdig". Michael Schlecht (Linke) verteidigte das Verhalten seiner Partei: "Gauck hat sich zwar sehr charmant in unserer Fraktion präsentiert - aber die Unterschiede sind zu groß."

Mannheimer Morgen
1. Juli 2010

 
 

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