Mannheimer Morgen: Regenbogenfahne weht über dem Rathaus

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Regenbogenfahne weht über dem Rathaus
Von Roland Bode

Mannheim. In Sachen Toleranz hat sich in der Quadratestadt viel getan, lobten Redner beim Empfang der Stadt zum Christopher-Street-Day. Dennoch gibt es noch viel zu tun.

Der Vorsitzende des Vereins CSD Rhein-Neckar, Harald Blaull, fordert bei den 2011 anstehenden Landtagswahlen einen politischen Wechsel in Stuttgart. Anlässlich eines offiziellen Empfangs der Stadt Mannheim zum diesjährigen Christopher-Street-Day (CSD) Rhein-Neckar im Kunstverein auf der Augusta-Anlage beklagte der CSD-Chef: "Dieses Land hinkt im Vergleich zu allen Bundesländern den Interessen von Schwulen und Lesben weit hinterher." Enttäuscht zeigte nicht nur er sich darüber, dass Ministerpräsident Stefan Mappus bisher landesweit angebotene Schirmherrschaften und angefragte Grußworte zur weltweit organisierten schwul-lesbischen Polit-Demonstration im Kampf um für Gleichberechtigung und mehr Rechte abgelehnt habe.

Stellvertretend für den im Urlaub befindlichen Oberbürgermeister Peter Kurz äußerte Stadtrat und "Gastgeber" Dirk Grunert (Bündnis90/Die Grünen): "Mannheim gilt als tolerante Stadt. Allerdings war es auch hier die letzten Jahren ein harter Kampf, um gewisse Interessen durchzusetzen." Er bezog sich auf die inzwischen geklärte Öffnung der Trausäle für eheähnliche Lebensgemeinschaften und die "dieses Jahr endlich umgesetzte Gebührenangleichung bei Trauungen homosexueller Paare gegenüber heterosexuell geschlossen Hochzeiten. Die Sätze für Schwule und Lesben waren vorher deutlich höher. Es kann auch nicht angehen, dass Trauungen auf einer Kfz-Zulassungsstelle durchgeführt werden mussten." Das Thema mit den Standesämtern habe sich für Mannheim geklärt.

Silke Krebs, Mitglied im Landesvorstands von Bündnis90/Die Grünen und eine der Schirmherrin des CSD 2010, meinte: "In Baden-Württemberg ist die Öffnung der Trausäle nicht überall vollzogen. Das ist eine Diskriminierung von Amtswegen." Weiter sagte sie: "Der CSD in Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen ist eine Freude und ein Verdienst der Schwulen und Lesben, die teils sogar unter hohem persönlichen Risiko für ihre Rechte kämpfen mussten und müssen." Die Zukunft liege in der "Buntheit der Gesellschaft", so Krebs weiter. Über drei Rathäusern in der Metropolregion wehte gestern die Regenbogenfahne, die als internationales Symbol der Solidarität gilt.

Helen Heberer, Mitglied im Landesvorstand der Sozialdemokraten betonte: "Es gibt für die Betroffenen dieser Szene noch viel zu tun. Insbesondere in Baden-Württemberg." In Bezug auf die in Ludwigshafen von der NPD organisierte Gegendemonstration zum CSD sagte sie: "Diese Partei hat sich nicht einmal über den Rhein getraut. Das zeigt die Stärke der Szene in dieser Stadt." Auch für die Zukunft kündigte sie an, alles in Bewegung zu setzen, dass solch intolerantes Denken den "Rückwärtsgang antritt." Blaull lobte: "Ludwigshafen hatte schon im Vorfeld alles versucht, die abgesagte NPD-Demonstration zu unterbinden. Dies findet unsere hohe Anerkennung."

Mannheimer Morgen
15. August 2010

 
 

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