Bildung: Landesmittel würden weiteren Ausbau der Schulsozialarbeit zulassen – wenn der Gemeinderat ebenfalls investiert
„Jede Schulart hat Bedarf“
Von unserem Redaktionsmitglied Fabian Busch
Was ihre Aufgabe ist? Das, sagt Katharina Eitel, sei nicht in wenigen Worten zusammenzufassen. Als Schulsozialarbeiterin ist sie an der Friedrich-Ebert-Schule auf dem Waldhof ein Stück weit Mädchen für alles, Ansprechpartnerin für Schüler, Eltern und Lehrer gleichermaßen. An den Schulen wird diese Unterstützung immer stärker benötigt. Seit 2001, als die ersten sechs Stellen geschaffen wurden, hat sich die Zahl der kommunal angestellten Schulsozialarbeiter auf jetzt 22 erhöht. Und da noch Landesmittel zur Verfügung stehen, können sich in Zukunft vielleicht fünf weitere Schulen Hoffnung auf die begehrten Kräfte machen.
Das Land hatte die Mittel für die Schulsozialarbeit im vergangenen Jahr von 15 auf 25 Millionen Euro aufgestockt, die Stadt daraufhin bereits fünfeinhalb neue Stellen geschaffen. Da diese Landesmittel in ganz Baden-Württemberg jedoch nicht vollständig ausgeschöpft wurden, schlägt die SPD-Landtagsabgeordnete Helen Heberer vor, die Schulsozialarbeit in Mannheim noch einmal auszubauen. "Das Geld ist da, jetzt müssen wir es auch sinnvoll einsetzen", so Heberer.
Im Rathaus steht man einer Ausweitung offen gegenüber - verweist jedoch auf den städtischen Haushalt. Die Landesregierung beteiligt sich an der Finanzierung der Schulsozialarbeit, sie übernimmt aber stets nur ein Drittel der Kosten, den Rest müssen die Kommunen investieren. Für die Ausweitung müssten die Stadträte also noch einmal Geld in die Hand nehmen.
Vergabekriterien beschlossen
Die Notwendigkeit, die Schulsozialarbeit weiter auszubauen, sieht die Stadt auf jeden Fall. "Immer wenn viele Kinder und Jugendliche auf einem Raum sind, wird es Probleme geben", meint auch Schulsozialarbeiterin Katharina Eitel. Sie berät Schüler und hilft ihnen - auch in besonders schwierigen Fällen, wenn diese etwa daheim familiärer Gewalt ausgesetzt sind. Allerdings gilt das Prinzip der Freiwilligkeit. Niemand, der zu ihr kommt, wird dazu gezwungen. Die 28-Jährige unterstützt aber genauso Lehrer, die im Unterricht an ihre Grenzen stoßen, und sie knüpft Netzwerke mit außerschulischen Partnern wie sozialen Einrichtungen oder Vereinen und macht Angebote am Nachmittag.
Weil die Notwendigkeit der Sozialarbeit inzwischen viele sehen, ist das Interesse der Schulen groß. Der Gemeinderat hat 2012 daher Vergabekriterien beschlossen, nach denen die begehrten Stellen verteilt werden. 18 Grund- und Werkrealschulen sowie die IGMH haben bisher Schulsozialarbeiter. In der ersten Stufe, die noch nicht ganz abgeschlossen ist, sollen zunächst die Grund- und Werkrealschulen mit gebundenem Ganztagsbetrieb Unterstützung erhalten. Danach sollen die weiterführenden Schulen in Stadtteilen mit besonderen sozialen Problemlagen zum Zuge kommen.
Nach diesem System könnten als nächste fünf Einrichtungen die Käthe-Kollwitz-Grundschule (Herzogenried) und die Mozartschule in der Innenstadt Schulsozialarbeiter bekommen. Auch die Friedrich-Ebert-Schule wäre noch einmal an der Reihe, weil dort die Hälfte der vollen Stelle zum Ende dieses Jahres befristet ist. Erstmals könnten aber auch ein Gymnasium und eine Realschule jeweils eine halbe Stelle erhalten - laut Stadt das Elisabeth-Gymnasium und die Marie-Curie-Realschule.
"Wir sehen inzwischen einen Bedarf an allen Schularten", sagt Helen Heberer. Auch der Gesamtelternbeirat fordert mehr Unterstützung - etwa für die Gymnasien, an denen nicht nur die Zahl schwieriger Schüler, sondern auch die Fälle von Mobbing zunehmen. Genügend Aufgaben, sagt auch Katharina Eitel, gebe es für Sozialarbeiter praktisch an jeder Schule.
© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 27.02.2013