Mannheimer Morgen: Manifest im Zeichen der Sternwarte

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Kulturdenkmal: Aktionsbündnis rüstet zur Sanierung

Manifest im Zeichen der Sternwarte
Von unserem Redaktionsmitglied Susanne Räuchle

Der barocke Turm ist in einem maroden Zustand, die Stadt hat kein Geld: Um das einzigartige Kulturdenkmal dennoch mit aller Macht zu retten, verfasste das Aktionsbündnis Sternwarte gestern einen Appell und baut jetzt bei der Rettung auf den Gemeinsinn. Eines der ältesten noch stehenden Bauwerke müsse dringend saniert werden, heißt es in dem Manifest, in dem alle Bürgerinnen und Bürger gebeten werden, durch Spenden an der Sanierung des Gebäudes mitzuwirken.

Ein wichtiger Schritt nach vorne für den Arbeitskreis, den SPD-Landtagsabgeordnete Helen Heberer zusammengetrommelt hat und in dem nun seit Monaten die Hüter des Mannheimer Kulturerbes gemeinsam Druck machen, nach vorne denken, das Millionenprojekt in Angriff nehmen. Wie hoch die Kosten werden, das steht allerdings noch in den Sternen. Allein für die Sanierung der Fassade des grandiosen Achteckbaus ist mit einer siebenstelligen Summe zu rechnen, Erster Bürgermeister Christian Specht bekundete in der gestrigen Sitzung wenig Hoffnung, dass es bei den 750 000-Euro-Kalkulationen bleibt, die 2007 veranschlagt worden waren. Gar nicht zu reden von den bösen Überraschungen, die in jeder Mauerritze stecken können und von statischen Problemen, die im Unsichtbaren lauern.

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Doch die Mitstreiter um Heberer lassen sich nicht aus dem Lot bringen. Und hoffen sogar, dass schon zum Kirchentag 2012 das Christenvolk das Barockjuwel hinter der Jesuitenkirche in seiner imposanten Schönheit betrachten und besteigen kann. Die finanzielle Last will das Aktionsbündnis allerdings nicht alleine tragen, Stadt und Land sollen mit jeweils einem Drittel zum Erhalt der Sternwarte beitragen, die ein "unverzichtbarer, wesentlicher Teil des Mannheimer Stadtbildes ist", wie es in dem Manifest heißt. Der Appell, den der Vorsitzende des Altertumsvereins, Professor Dr. Hermann Wiegand, zusammen mit Stadtarchivdirektor Dr. Ulrich Nieß und dem Vorsitzenden des Vereins Stadtbild, Dr. Lothar Stockbauer, formulierten, wird nun hinausgetragen in den "Orbit". Neben dem Freundeskreis Planetarium und den Experten des Technoseums bringen Architekten und Handwerksinnungen Bewegung in das politische Planetensystem. Auch die Werbegemeinschaft City dreht mit am Rad. Und um das Ziel zu erreichen, behält der Bund Bodenhaftung und peilt in Sachen Nutzungskonzept eine kleine Lösung an. Nur im Torgeschoss soll eine Schau an die Hochzeit des Wissenschaftlers Mayer erinnern.

Wenn möglich soll auch die traumhafte Aussichtsplattform der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, die Stufen bis aufs Dach sind mühsam zu erklimmen. Aber immerhin gibt es das Sandstein-Schneckenhaus der Treppe noch. Vor der Bundesgartenschau stand Architekt Andreas Plattner schon vor dem Turm, auch damals ging es um die Sanierung. "Man muss ein so altes Gebäude in Würde sterben lassen dürfen," sagte ihm damals ein Mächtiger der Stadt.

Mannheimer Morgen
12. Oktober 2010

 
 

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