Mannheimer Morgen: Oldtimer knattern auf Berthas Spuren um die Wette

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125 Jahre Automobil: Fernfahrt endet heute im Ehrenhof / Start gestern in den Planken bei "idealem Schnauferlwetter"
Oldtimer knattern auf Berthas Spuren um die Wette

Von unserem Redaktionsmitglied Thorsten Langscheid

Mannheim ist an diesem Wochenende der unumstrittene Mittelpunkt der Autowelt: Seit gestern knattern an die 200 Veteranen der Mobilität auf Bertha Benz' Spuren durch die Region zwischen der Quadratestadt und Pforzheim. Heute werden die Oldtimer - zumindest die bis Baujahr 1931 - im Ehrenhof des Schlosses von der Bertha-Benz-Fahrt zurück erwartet (gegen 15 Uhr).

Beim Start gestern Vormittag in den Planken erwiesen die Oldtimer-Besitzer und trotz des Brückentags Tausende Mannheimer der Erfinder-Ehefrau Bertha Benz die Ehre. Sie war es, die im August 1888 mit ihren beiden 13 und 15 Jahre alten Söhnen Eugen und Richard auf die über 100 Kilometer lange Fahrt ging - über Feldwege, ohne Straßenschilder oder Wegweiser - und eindrucksvoll unter Beweis stellte, welche Möglichkeiten in Carl Benz' Erfindung stecken.

Bertha Benz trug damit dazu bei, die Welt zu verändern. Zum Jubiläum 125 Jahre Automobil versammelten sich 86 Starter mit ihren historischen Fahrzeugen, mindestens eines von ihnen sogar von 1898, nur zehn Jahre nach Berthas legendärer Fernfahrt gebaut, um die erste Auto-Fernfahrt aller Zeiten nachzustellen. Für Organisator und Erfinder-Biograf Winfried Seidel vom Ladenburger Automuseum Dr. Carl Benz war der Start bei allerbestem Oldtimer-Wetter ein Heimspiel. Zusammen mit Stadtrat Joachim Hörner (SPD), seines Zeichens Betriebsratschef beim Benz auf dem Waldhof, verabschiedete er die Teilnehmer der Gedächtnisfahrt auf die Strecke nach Pforzheim.

Dass Benz-Urenkelin Jutta krankheitsbedingt nicht mitfahren konnte, sprengte das Damenteam Benz/Heberer. Die SPD-Landtagsabgeordnete Helen Heberer war einer Einladung der Ladenburger Oldtimer-Freunde gefolgt, die Fahrt im offenen Benz-Cabriolet mitzumachen. Mit Schwierigkeiten hatte auch die Oldtimer-Dynastie Krämer aus Siegen zu kämpfen. Fahrerin Bianca Krämer war mit ihrem Beifahrer Daniel Vetter auf einem teilrestaurierten britischen Wolseley, Baujahr 1917, ein Erbstück von ihrem Großvater Siegfried Krämer, angetreten. Doch die Maschine machte schon vor dem Start schlapp, so dass ihre Schwester Nina Krämer (Beifahrer Marcus Wenzel) auf einem mächtigen 1924er Peirce Arrow die Familien-Ehre retten musste.

"Es kommen nicht alle an", bewunderte Mitveranstalter Lutz Pauels von der Werbegemeinschaft Mannheim-City den Sportsgeist der Oldtimer-Fans. Dabeisein ist bei der Bertha-Benz-Fahrt alles. Zeitgleich ging von Schwetzingen aus die 56. Internationale Schnauferl-Rallye auf einer anspruchsvolleren Strecke und mit sportlichen Wertungsprüfungen für Fahrzeuge der Baujahre bis 1971 nach Pforzheim an den Start.

Bis zu diesem Zeitpunkt leistete übrigens die "Blechliesel", der Ford Modell T (Baujahr 1917) von Heidi und Uli Rendte aus Leipzig, Dienst in Chile, wo Rendte das Auto aufstöberte und in jahrelanger Kleinarbeit restaurierte. Zusammen mit seiner Frau besitzt er sechs historische Automobile. "Wissen Sie", lacht der Ingenieur und gibt am Start in den Planken Gas, "Oldtimer-Fans wie wir müssen nicht zwangsläufig verrückt sein, aber es hilft!"

Mannheimer Morgen
25. Juni 2011

 
 

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