Mannheimer Morgen: Sanierung einstimmig gebilligt

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Sanierung einstimmig gebilligt

Von unserem Redaktionsmitglied Peter W. Ragge

Gleich zwei Gremien des Gemeinderats haben gestern der Generalsanierung der Kunsthalle zugestimmt. Sowohl der Kulturausschuss als auch der Ausschuss für Umwelt und Technik billigten jeweils einstimmig die Investition von 14,29 Millionen Euro. Damit ist zu erwarten, dass das Plenum des Stadtparlaments am kommenden Dienstag das Projekt genehmigt. Betroffen ist aber nur der Jugendstilbau - was aus dem 1983 eröffneten "Mitzlaff-Bau" wird, bleibt noch längere Zeit offen.

Zumindest CDU-Stadtrat Dr. Jens Kirsch bekräftigte indes die Position seiner Fraktion, dass dieser Trakt "ästhetisch und funktionell neuen Ansprüchen nicht gerecht wird". Mit der Sanierung des Altbaus sei man aber "auf einem hervorragenden Weg, das kulturelle Flaggschiff wieder seiner Bedeutung zuzuführen", so Kirsch. Seine Kollegin Dr. Ursula Weiss betonte, die Sanierung sei nur deshalb ein "Riesenbrocken", weil "an diesem Juwel viel früher hätte etwas getan werden müssen".
Starke Schäden und Gefahren

Helen Heberer unterstrich, dass die Sozialdemokraten einstimmig die Sanierung mittragen, auch wenn man über die hohen Kosten "erst erschrocken" sei. "Aber alles andere wäre der Zerfall einer bedeutenden kulturellen Einrichtung", so Heberer. Im Einklang mit den anderen Fraktionen forderte sie jedoch, eine Lösung für das Oststadttheater zu finden, das dort seine Heimat hat.

Auch für Miriam Caroli (Grüne), Prof. Dr. Achim Weizel (ML) und Dr. Elke Wormer (FDP) stand außer Zweifel, dass die Investition notwendig ist, wobei Wormer forderte, vor dem Baubeginn den Eingang des Landeszuschusses abzuwarten. 5,9 Millionen Euro erhofft sich die Stadt nämlich aus Stuttgart, 3,8 Millionen Euro davon sind schon zugesagt.

"Mannheim steht zu seiner Kunsthalle und bewahrt seine Schätze ", freute sich Kulturbürgermeister Michael Grötsch über das klare Votum. Baudezernent Lothar Quast hatte aber auch deutlich gemacht, dass "dringender Sanierungsbedarf" besteht: "Technische Ausstattung und Gebäudesubstanz weisen starke Defizite auf", so Quast. Der Berliner Architekt Helge Pitz, der nach europaweiter Ausschreibung den Zuschlag erhalten und nun die konkrete Bauplanung erstellt hatte, zeigte Beispiele für Steinzerfall, Risse und Brüche an der Sandsteinfassade, brüchigen Seitentreppen, Putzabplatzungen und Folgen eindringender Feuchtigkeit. Im Altbau seien Flucht- und Rettungswege "nie in Ordnung" gewesen: "Da stecken ausgesprochene Gefahrenpotenziale", warnte er.

Im "Mitzlaff-Bau" seien Beleuchtung, Einbruch- und Brandmeldeanlagen in einem veralteten Zustand, ergänzte Kunsthallendirektorin Dr. Ulrike Lorenz: "Wir müssen was tun, sonst haben wir gleich die nächste Anna-Amalia-Bibliothek", spielte sie auf die Brandkatastrophe 2004 in Weimar an. Man werde aber nur das "absolut notwendige" und "keinerlei ästhetische Korrekturen" machen, "damit keine Investition verloren ist", wenn sich die Stadt doch zu einem Neubau entschließe, so Lorenz. Das bedeute freilich, dass während der Sanierung des Altbaus die Mannheimer Gemäldesammlung nicht gezeigt werden könne, sondern ins Depot wandern müsse.

Mannheimer Morgen
19. Juni 2009

 
 

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