Mannheimer Morgen: Vom jugendlichen Rebell zum weisen Pragmatiker

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Gedenken: Freunde und Weggenossen erinnern am 100. Geburtstag von Walter Krause an den 2002 verstorbenen Ehrenbürger und profilierten Landespolitiker

Vom jugendlichen Rebell zum weisen Pragmatiker

An Mannheims Ehrenbürger Walter Krause gedachten dieser Tage Angehörige, Freunde, Mitstreiter und Weggefährten. Der gebürtige Schlesier, ehemalige Dezernent der Quadratestadt für Schule und Sport (1955-1965) und später profilierte Landespolitiker wäre jetzt 100 Jahre alt geworden.

Als gradlinig, zupackend und ideenreich charakterisieren ihn Zeitgenossen. Krause gilt als einer der Baumeister Baden-Württembergs. Er gehörte 1952 der verfassungsgebenden Landesversammlung an und war 28 Jahre Mitglied des Landtags. Von 1966 bis 1972 übernahm er als Innenminister und stellvertretender Ministerpräsident in der Großen Koalition unter Hans Filbinger (CDU) Regierungsverantwortung. Von 1966 bis 1968 war er als Nachfolger von Alex Möller Landesvorsitzender der SPD Baden-Württemberg.

Krauses Tochter Anneliese, Alt-OB Gerhard Widder, sein Nachfolger Dr. Peter Kurz, die ehemaligen Bürgermeister Manfred David und Dr. Norbert Egger sowie Weggenosse Walter Spagerer und die Abgeordneten Helen Heberer (MdL) und Stefan Rebmann (MdB) trafen sich nun am Grab auf dem Hauptfriedhof, um gemeinsam einen Kranz niederzulegen. Für den SPD-Kreisvorstand würdigte Kreisvorsitzender Wolfgang Katzmarek den am 4. Dezember 2002 im Alter von fast 88 Jahren verstorbenen Walter Krause.

Nach Mannheim war er schon als 13-jähriger Bub gekommen, hatte hier an der Tulla-Oberrealschule sein Abitur gemacht. In einer Arbeiterfamilie groß geworden engagierte sich Krause schon früh als Vorsitzender der sozialistischen Studentengruppe, im Wintersemester 1933/34 wurde er von den Nazis wegen seiner politischen Haltung zwangsexmatrikuliert. Gleich nach dem Ende der Diktatur 1945 trat Krause in die SPD ein. Der damalige Dozent und spätere Oberbürgermeister Ludwig Ratzel ermunterte ihn, an die Mannheimer Ingenieursschule zu kommen. Krause wandelte sich dabei vom "rebellischen Jungsozialisten" zum "nüchtern rechnenden Pragmatiker", erinnern sich seine Chronisten. Gefragt sei er gewesen, als Mann des Ausgleichs und der Mitte. So war er beispielsweise beteiligt am umstrittenen Kreisreformgesetz vom 26. Juli 1971. Im Ruhestand engagierte sich Krause mehrfach als Schlichter in harten Tarifauseinandersetzungen. Privat spielte er meisterlich Schach, liebte seine Familie, das Klavierspiel, das Theater und die Natur. tan

© Mannheimer Morgen, Freitag, 28.12.2012

 
 

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