Mannheimer Morgen: Wo ganz kleine Kinder kreativ sein können

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Nationaltheater: Schnawwl-Modellprojekt für die Landesstiftung abgeschlossen

Wo ganz kleine Kinder kreativ sein können
Von unserem Redaktionsmitglied Peter W. Ragge

Die Bedenken waren groß, riesengroß. Theater mit zwei- oder dreijährigen Kindern - viele ihrer Kollegen ebenso wie Erzieherinnen glaubten nicht, dass das überhaupt geht, erinnert sich Schnawwl-Direktorin Andrea Gronemeyer. Aber es geht doch, wie das Kinder- und Jugendtheater des Nationaltheaters mit sieben Mannheimer Kinderhäusern für ein Modellprojekt für die "Stiftung Kinderland Baden-Württemberg" bewies. Gestern wurde es vorgestellt.

Einmal ist es nur ein Kochlöffel, der die Hauptrolle spielt. "Lotta" heißt er, hat ein buntes Kleidchen an, zieht es aber aus. Nur mit diesem Requisit stellen die Kinder imaginären Kartoffelbrei her, weil sie sich Kartoffeln wie den großen Topf einfach vorstellen. Waschen, schnippeln, salzen, kochen und stampfen - das können sie wunderbar, so als gäbe es die Kartoffeln wirklich.

Das Loch im Baumstamm, in das sie greifen, die Bienen, die sie umschwirren, den Bach, aus dem sie trinken - nichts gibt es, nur einen großen Teppich in der Alten Feuerwache, Theaterpädagogen und besonders geschulte Erzieher sowie eine erkennbar riesige, vollkommen natürlich-unbefangene Spielfreude der 120 Mädchen und Jungen zwischen 18 Monaten und fünf Jahren.

Das sei "kollektive Kreativität", sagt Marcela Herrera, Theaterpädagogin am Schnawwl und Leiterin des Projekts "Eine Sprache finden" der Landesstiftung. Die Kinder schauten noch nicht auf die Zuschauer, für sie sei Theater "in erster Linie Spielplatz, das Auskosten individueller Möglichkeiten".

Lob vom Staatssekretär
"Wir hatten mit so etwas keine Erfahrung, aber haben uns darauf eingelassen", so Andrea Gronemeyer. Doch sie hat ihr Haus stets als künstlerische Einrichtung, die pädagogisch wirkt, verstanden: "Kunst ist die schönste Pädagogik", betont sie. Ihr gehe es "nicht darum, einfach nur Theaterabonnenten von morgen zu fördern", sondern Kinder bei der Heranbildung menschlicher Kommunikation zu unterstützen.

"Sie helfen Kindern vorbildlich bei der Persönlichkeitsentfaltung", lobte Stadträtin Helen Heberer in ihrem Grußwort für die Stadt das Projekt ebenso wie Georg Wacker, Staatssekretär im Stuttgarter Kultusministerium: Er sprach von einem "wichtigen Vorhaben zum Wohl kleiner Kinder", das ihre intellektuelle, soziale und emotionale Entwicklung enorm fördere. Allerdings kann es die Landesstiftung nicht auf Dauer fördern, bedauerte deren Geschäftsführer Herbert Moser. "Gehen Sie an die Politik", schlug er vor, "Verwaltungen sparen, die sind derzeit nur am Spinnen und Zumachen", meinte der frühere SPD-Landtagsabgeordnete.

Mannheimer Morgen
19. November 2009

 
 

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