Mannheimer Morgen: Mit Widder und stolzen Jusos

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SPD-Parteitag: Mannheimer in Dresden so stark vertreten wie lange nicht mehr / Nachwuchs mit Wilhelm-Dröscher-Preis geehrt

Mit Widder und stolzen Jusos
Von unserem Redaktionsmitglied Steffen Mack

Auf SPD-Bundesparteitagen ist Gerhard Widder lange nicht mehr gewesen. Doch die rund sechsstündige Fahrt nach Dresden nahm er auf sich. Nicht nur, weil der frühere Oberbürgermeister nun mehr Zeit hat. Widder wollte sehen, ob seine Partei "ihre neue Rolle annimmt". Denn eine starke Opposition sei in der Demokratie genauso wichtig wie die Regierung. So sitzt der 69-Jährige in der letzten Gästereihe der überfüllten Dresdner Messehalle. Und ist mit dem, was er hört, sehr zufrieden. Franz Müntefering habe mit einer beeindruckenden Abschiedsrede die Richtung vorgegeben, findet Widder: "Zum einen hat er das Vergangene sehr gut analysiert, zum anderen den Blick nach vorne gerichtet." Im Gegensatz zu anderen Zuhörern vermisste Widder beim scheidenden Vorsitzenden kein klares Schuldeingeständnis für die verheerende Niederlage bei der Bundestagswahl: "Ein Scherbenbericht könnten wir jetzt nicht gebrauchen."

Auch die Mannheimer Delegierten Helen Heberer und Petar Drakul sind begeistert. Besonders der Auftritt des neuen SPD-Chefs hat es ihnen angetan. "Am besten gefällt mir zum einen, dass Sigmar Gabriel die kommunale Basis stärker einbeziehen will", sagt Drakul, "zum anderen, dass er die SPD als Integrationspartei charakterisiert." Das werde man in seinem Ortsverein Innenstadt mit Freuden hören, so der stellvertretende Vorsitzende.

Auf die Frage, ob er vor zwei Monaten die triumphale Wahl Gabriels zum SPD-Chef für möglich gehalten hätte, muss Drakul kurz schlucken. "Ich hätte mir das durchaus vorstellen können", springt Heberer ein, der Ex-Umweltminister habe großartig Wahlkampf gemacht. Die Landtagsabgeordnete hält Gabriel für sehr begabt. "Wir wissen nicht erst seit Willy Brandt, dass die Partei eine Seele braucht." Selbige könne Gabriel der SPD wieder geben.

Die Rede des neuen Parteivorsitzenden konnte Benedikt Hummel nur am Monitor verfolgen. Aber der Chef der Mannheimer Jusos ist nicht traurig, dass er an seinem Stand in der Nebenhalle unabkömmlich war. "Wir sind hier der einzige Ortsverein aus Baden-Württemberg", erzählt Hummel stolz. Mit seiner Veranstaltungsreihe zur Geschichte der Mannheimer Arbeiterbewegung hat es der Parteinachwuchs in die Endauswahl für den Wilhelm-Dröscher-Preis geschafft, mit dem die SPD vorbildliche Aktionen ihrer Basis auszeichnet. Zum Abschluss des Parteitags setzen sich Hummel und seine nicht minder stolzen Mitstreiter sogar gegen sieben Mitbewerber durch - und der mit 1000 Euro dotierte Preis geht in die Quadratestadt.

Ohnehin präsentiert sich Mannheim auf diesem SPD-Parteitag so stark wie lange auf keinem mehr. Neben dem bei der Bundestagswahl unterlegenen Stefan Rebmann als Delegierter aus Schwetzingen ist auch Peter Simon nach Dresden gekommen, einer von drei Abgesandten des Europäischen Parlaments. Simon schwärmt ebenfalls von der Aufbruchstimmung in seiner Partei. Den Kollegen in Brüssel will er erzählen, dass die deutschen Sozialdemokraten nun "im Gegensatz zu den französischen verstanden haben, ihre Flügelkämpfe zu beenden".

Mannheimer Morgen
16. November 2009

 
 

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