RNZ: Ministerin schaute in die Schulhefte

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Mannheimer Waldorfschule hat als Einzige in Deutschland einen Integrationsauftrag – Ministerin Bilkay Öney informierte sich vor Ort

Von Harald von Berlinghof

Die Schüler und Schülerinnen der elften Klasse haben von ihrer syrischen Lehrerin Noor Kahtib-Thorn die Aufgabe bekommen, die Planeten im korrekten Maßstab zueinander abzuzeichnen. Dazu haben sie ihren Weltaltas mit dem Planetensystem vor sich aufgeschlagen. Doch dann sollen sie, die zwar alle in Mannheim geboren aber trotzdem längst nicht alle Deutsche sind, aus dem Koran eine ausgewählte Sure hersagen. Schließlich ist Bilkay Öney, die Integrationsministerin des Landes Baden-Württemberg auf Einladung der SPD-Landtagsabgeordneten Helen Heberer zu Besuch in der Interkulturellen Waldorfschule in Mannheim-Neckarstadt.

Es ist bundesweit die erste Waldorfschule mit einem integrativen Ansatz, bei dem die Schüler aus verschiedensten Nationen gemeinsam unterrichtet werden mit Lehrinhalten, die allen Nationen gerecht werden. 280 Schüler aus 28 Nationen, darunter mehr als die Hälfte mit Migrationshintergrund begegnen dort 35 Lehrern aus 13 Nationen. Trotz aller Besonderheiten bleibt die Schule zunächst einmal eine Waldorfschule mit einem Bildungsziel, das Kreativität und freie Selbstverwirklichung in den Vordergrund stellen möchte, wie Albert Schmelzer, lange Jahre Waldorflehrer und Mitglied im Vorstand der Integrativen Waldorfschule betont. Trotzdem sei es möglich an der Waldorfschule den Hauptschulabschluss, einen Abschluss zur Befähigung des Besuchs einer Fachhochschule oder auch das Abitur zum machen.

Die Ministerin lässt sich von der Geschäftsleiterin der Schule Susanne Piwecki durch das Haus führen. Eurythmie, Malstunde, Planetensystem. Dabei erweist sich die Ministerin als gute Zuhörerin. Erst in der Diskussionsrunde mit den Lehrern der Schule und dem die Schule unterstützenden Professor Götz Werner, Inhaber der dm-Drogeriemarktkette, hakt sie nach, will es genauer wissen. Zum Beispiel wie sich die Schülerschaft zusammensetzt.

Man habe eine sehr heterogene Schülerschaft, die jedoch alle sozialen Schichten umfasst. Man repräsentiere einen Querschnitt der Bevölkerung der Neckarstadt West. Viele Schüler kommen aus sogenannten bildungsfernen Familien. Das sei auch ein gewisses Problem bei der Finanzierung der Schule, weil die Eltern 19 Prozent des Budgets beisteuern müssten. Es klafft zwischen öffentlicher Förderung (Land 60 Prozent und Stadt sieben Prozent) und Elternbeiträgen ein Loch von 14 Prozent.

Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung / Nr. 264, Dienstag, 15. November 2011

 
 

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