Theaterpreise dürfen steigen

Presseecho

Kulturpolitik: Ausschuss billigt einstimmig etwa fünfprozentige Erhöhung und hofft auf höheren Landeszuschuss.

Karten und Abonnements des Nationaltheaters werden ab der neuen Spielzeit im September um durchschnittlich fünf Prozent teurer (wir berichteten). Dem stimmte der Kulturausschuss des Gemeinderats gestern Nachmittag einstimmig zu. "Es ist eine moderate Preiserhöhung um 60 Cent bis höchstens vier Euro je Theaterkarte, der günstigste Platz beim Schauspiel kostet weiterhin nur zehn Euro. Wir wollen, dass das Theater auch in Zukunft in allen Sparten Spitzenleistung erbringen kann", begründete Claudius Kranz die Zustimmung der CDU-Gemeinderatsfraktion. Er und CDU-Stadtrat Nikolas Löbel drängten aber die Landesregierung, "endlich ihre Ankündigungen wahr zu machen und das Theater finanziell an die Staatstheater anzugleichen".

"In Ordnung" fand auch Peter Baltruschat, kulturpolitischer Sprecher der SPD, die höheren Ticketpreise. "Aber die Ankündigung weiterer regelmäßiger niedriger Preiserhöhungen in kürzeren Abständen sensibilisiert mich. Das kann bei einem so hoch subventionierten Theaterhaus doch wirklich nicht die Lösung sein, um zu erwartende Defizite abzufangen", mahnte er: "Jetzt sind die Stadt und Stuttgart gefragt!"

 

"Zu den Tarifsteigerungen ist das Land durch den im Koalitionsvertrag formulierten Zukunftspakt klar in der Pflicht", berichtete SPD-Stadträtin und Landtagsabgeordnete Helen Heberer von einem Gespräch mit dem Finanzminister. Er sei "dabei, eine Lösung zu finden", so Heberer: "Spätestens im Haushalt 2015/16 wird hier eine adäquate Steigerung erfolgen. Sie können sicher sein, dass ich das in Stuttgart im Auge behalte", versprach sie. Wegen der geforderten Gleichstellung Mannheims mit den Staatstheatern könne "bei allerbesten Absichten die jetzige Landesregierung nicht in zwei Jahren wettmachen, was viel zu lange nicht in Bewegung zu bringen war", meinte Heberer.

"Kulturtaxe" aus der Region?

Als "nachvollziehbar, auch wenn nur ein Teil der finanziellen Lücke dadurch geschlossen werden kann" bezeichnete Miriam Caroli (Grüne) die Erhöhung der Eintrittspreise. Sie schlug vor, die Besucherströme danach zu betrachten, woher aus der Region regelmäßig große Anteile der Zuschauer kommen. "Dann sollten wir mit den Kommunen in der Region Gespräche aufnehmen und eine finanzielle Beteiligung anstreben", regte Caroli eine freiwillige "Kulturtaxe" an.

"Wenn es nach uns geht, kann in den oberen Preissegmenten deutlicher erhöht werden. Wer heute in eine entsprechende Veranstaltung geht, zahlt in der oberen Kategorie schnell an die 100 Euro", ergänzte Gerhard Fontagnier. "Wir werden uns aber hinsichtlich der Finanzierung des Theaters auch dafür einsetzen, dass das Land sich stärker am Zuschuss beteiligt und Mannheim so wie Stuttgart und Karlsruhe deutlicher mitfinanziert", sagte er zu.

Als "notwendig und gerechtfertigt" bezeichnete Prof. Dr. Achim Weizel, Vorsitzender der Fraktion der Mannheimer Liste (ML) wie auch der Freunde und Förderer des Nationaltheaters, die Preiserhöhungen. "Sie halten sich in einem engen Rahmen. Die letzten Erhöhungen liegen mehrere Jahre zurück. In Anbetracht der Tatsache dass, im Unterschied zu den übrigen Bereichen der Stadt, die Tariferhöhungen nicht ausgeglichen werden, sind sie erforderlich", erklärte Weizel.

Von unserem Redaktionsmitglied Peter W. Ragge. © Mannheimer Morgen, Mittwoch, 26.03.2014

 
 

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