Thema „Künstlernachlässe“ im Fokus – praktikable und finanzierbare Lösungen gefragt

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Die Geburtsstunde der Initiative „Künstlernachlässe“ schlug im Jahr 2005 in Mannheim, als der gesamte künstlerische Nachlass des Mannheimer Malers Peter Schnatz kurz vor der Zerstörung stand. Quasi in letzter Minute gelang es einigen engagierten wie kunstverständigen Menschen, große Teile des Lebenswerks des in Freiburg geborenen, aber seit 1962 bis zu seinem Tod im Oktober 2004 in Mannheim lebenden Künstlers zu retten. Vor einem ähnlichen Problem stand auch die Familie des überregional bekannten und mit Mannheim eng verbundenen Malers Willi Sohl.  Wohin mit dem wertvollen Nachlass von 85 großen Gemälden und rund 500 Aquarellen, von Sohl selbst noch sorgfältig in Passepartouts und Mappen gebunden?

Für die Bewahrung von Kunstwerken sind grundsätzlich die staatlichen Kunstmuseen zuständig. Diese sind mit der Aufnahme der Künstlernachlässe und der Vielzahl der Werke jedoch völlig überfordert, schon jetzt platzen die Archive fast aus den Nähten, vieles kann kaum noch präsentiert werden.

„Es geht hier vor Ort nicht um die großen Namen der internationalen und nationalen Kunstszene, sondern um die Künstler, die zeitlebens in der Region tätig waren, hier mit ihren Arbeiten Spuren hinterlassen, andere beeinflusst, Entwicklungen  angestoßen und ein Stück weit die Kulturgeschichte ihrer Stadt und Region mitgeprägt haben“, sagt Silvia Köhler, Geschäftsführerin der  „Künstlernachlässe Mannheim“, die mittlerweile den Status einer Stiftung anstrebt. Zusammen mit ihren engagierten Mitstreiterinnen und Mitstreitern auch aus den Reihen des örtlichen Kunstvereins ist der Initiative inzwischen gelungen, den großen Teil des Nachlasses von acht regional bedeutenden Künstlerinnen und Künstlern zu bewahren. Dank der Hilfe von Sponsoren sind in einer  zum Depot umgewandelten ehemaligen Lagerhalle hunderte von Kunstwerken untergebracht. Da sich die Gruppe das ehrgeizige Ziel gesetzt hat, die  Arbeiten weiterhin für alle Interessierten zugänglich zu machen, werden Werkverzeichnisse erstellt sowie  Abbildungen und Materialien auf einer eigenen Webseite veröffentlich. Eine sachgerechte  Aufbewahrung und Aufbereitung des künstlerischen Nachlasses ist naturgemäß nicht  ohne gewisse finanzielle Mittel möglich. Um diese professionelle Arbeit leisten zu können, wurde 2014 ein „Verein Freundeskreis“ der Künstlernachlässe gegründet. Die räumlichen  und personellen Kapazitäten der mittlerweile 18 Ehrenamtlichen sind jedoch inzwischen ausgeschöpft.
Einen ersten Aufschlag zum Umgang mit Künstlernachlässen machte 2010 das Land Nordrhein-Westfalen mit der finanziellen Beteiligung an einem derartigen Zentrum in der Abtei Brauweiler in Pulheim. Im selben  Jahr erfolgte auch in Baden-Württemberg ein Vorstoß zur Unterstützung von Initiativen  zur  Rettung  von Künstlernachlässen durch die Mannheimer Landtagsabgeordnete Helen  Heberer, der durch die damalige Landesregierung abschlägig beschieden  wurde. Nun kommt offenbar Bewegung in die Angelegenheit. In einem Antrag der CDU in dem von Heberer geleiteten Landtagsausschuss für Wissenschaft, Forschung und Kunst wird die Thematik der Künstlernachlässe erneut aufgegriffen und die Frage nach dem Nutzen eines zentralen Archivs gestellt.
Um sich ein Bild über die Arbeit und Leistung  der Initiative  „Künstlernachlässe Mannheim“ zu verschaffen, haben sich am Donnerstag, 11. September 2014 mit der Antragstellerin  Gurr-Hirsch aus Stuttgart auch lokale Stadträte und der Mannheimer Kulturbürgermeister angesagt. Der Förderverein, dem auch Heberer angehört, ist über den Besuch und die Gelegenheit zur Darstellung der eigenen Arbeit sehr erfreut. Auf dem Programm steht neben einer Besichtigung des Kunst-Depots  ein Meinungsaustausch  mit Mitgliedern der „Künstlernachlässe“. Nach der Betrachtung des  Vorbilds einer zentralen Einrichtung für Künstlernachlässe in Nordrhein-Westfalen  ist Heberer inzwischen zu einer modifizierten Einschätzung gelangt. „Ich würde aus identitätsstiftenden Gründen die Nachlässe in den jeweiligen Regionen  belassen, aber eine zentrale Landesdatei erstellen, auf die man landes- und bundesweit zurückgreifen kann. Dies würde  den allgemeinen Zugang  erleichtern, die Möglichkeiten zur Ausstellung dieser Werke vor Ort bewahren und gleichzeitig den hohen finanziellen Aufwand der Schaffung und Unterhaltung eines zentralen „Nachlass-Museums“ vermeiden. Eine zentrale Internetseite könnte mit  Abbildungen und Daten  der Künstler und ihrer Werke jederzeit von überall eingesehen und genutzt werden“,  schlägt die Landtagsabgeordnete eine innovative, praktikable und zugleich finanziell überschaubare Lösung  vor.

 
 

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