Mannheimer Morgen: Bürger wollen Sternwarte retten

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Benefiz-Veranstaltungen: Aktionsbündnis sammelt für die Sanierung eines der ältesten Bauwerke der Stadt
Bürger wollen Sternwarte retten

Von unserer Mitarbeiterin Barbara Klauß

Auf alten Kupferstichen der Stadt, sagt Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, sei häufig der Dreiklang Schloss, Jesuitenkirche und Sternwarte zu sehen gewesen. Heute spielt der Barock-Bau der Alten Sternwarte im Stadtbild kaum mehr eine Rolle. Eingerüstet steht der 33 Meter hohe Turm in A 4. "Der Zahn der Zeit nagt an den Mauern dieses Bauwerks, auf das wir eigentlich stolz sein sollten", erklärt Ulrich Nieß, Leiter des Stadtarchivs. Um das zu ändern, haben sich im vergangenen Jahr auf Initiative der Stadträtin und SPD-Landtagsabgeordneten Helen Heberer etliche Mannheimer Einrichtungen, Vereine und Privatpersonen zum Aktionsbündnis "Alte Sternwarte Mannheim" zusammengeschlossen, um für die Sanierung zu sammeln.
"Kurfürst" ohne Geld

"Sagt, woher soll ich das Geld nehmen?", ruft Jacques Malan, Schauspieler am Nationaltheater, bei der Auftakt-Veranstaltung des Aktionsbündnisses als Kurfürst Carl Theodor in den Rittersaal des Mannheimer Schlosses. In einer Szene von Dr. Wolfgang Wacker quälen den Kurfürsten die leere Hof-Kasse und die teuren Investitionen in die Sternwarte. Eine Zierde der Stadt sei diese, antwortet Hofastronom Christian Mayer, gespielt von Sascha Tuxhorn, Investitionen ein Zeichen der Weitsicht des Fürsten. "Und vielleicht findet sich der eine oder andere, der freiwillig sein Scherflein dazu tut."

Darauf hofft auch heute das Aktionsbündnis. Geplant ist, dass Stadt und Land je ein Drittel der Sanierungskosten übernehmen. Von öffentlicher Seite sei der Rahmen gesetzt, erklärt OB Dr. Kurz. Nun muss die Bürgerschaft versuchen, ihren Anteil aufzubringen; Helen Heberer rechnet mit 200 000 bis 300 000 Euro.

So ist dieser Abend im Rittersaal nur der Beginn einer Reihe von Benefiz-Veranstaltungen rund um die Sternwarte. Zum Auftakt spielt das Kurpfälzische Kammerorchester, das wie alle Künstler des Abends ohne Gage auftritt, Werke aus der Zeit Carl Theodors, die in Mannheim entstanden sind. Der Oberbürgermeister erzählt, wie am 1. Oktober 1772 der Grundstein für die Sternwarte gelegt wurde, und wie Hofastronom Christian Mayer sie zu einer international bedeutenden Forschungseinrichtung machte. "Hier wurde staunenden Zeitgenossen der Kosmos erklärt", sagt Stadtarchiv-Leiter Ulrich Nieß. Im Gästebuch finden sich Eintragungen von Wolfgang Amadeus Mozart und Thomas Jefferson.

Mit der Industrialisierung, so Kurz, habe die Glanzzeit der Mannheimer Sternwarte geendet. "Man konnte hier nicht mehr gut in den Himmel gucken." 1898 wurde die Sternwarte nach Karlsruhe verlegt, schließlich auf den Heidelberger Königstuhl. Im alten Bau in Mannheim haben inzwischen Künstler ihre Ateliers. Für die Öffentlichkeit ist die Sternwarte seit langer Zeit schon geschlossen.

Helen Heberer möchte das allerdings gerne ändern. Sie könnte sich etwa ein Museum darin vorstellen. Noch ist allerdings unklar, was aus der Sternwarte werden soll. Wie das Schloss gehört der Bau dem Land, das ihn der Stadt vorübergehend überlassen hat. "Über eine künftige Nutzung muss die Stadt daher nun mit dem Land verhandeln", erklärt Heberer.

Wichtig ist ihr vor allem, dass der Turm überhaupt erhalten bleibt. "So viel Bausubstanz haben wir nicht mehr aus dieser Zeit."

Mannheimer Morgen
5. Oktober 2011

 
 

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