Mannheimer Morgen: Bleibt der Sportplatz doch erhalten?

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48er Platz: Baudezernent Quast präzisiert Etat-Rede des Oberbürgermeisters / Bürger laufen Sturm gegen Bebauungspläne
Bleibt der Sportplatz doch erhalten?

Von unseren Redaktionsmitgliedern Konstantin Groß u. Thorsten Langscheid

Alles nur ein Missverständniss? Oder tritt die Stadtverwaltung in Sachen Bebauung des 48-er Platzes auf dem Almenhof den Rückzug an? "Die Sportanlage könnte in Teilen zurückgebaut und einer Wohnbebauung zugeführt werden" - so Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz am Dienstag, 22. Dezember, bei seiner Haushaltsrede im Gemeinderat. "Von einer Bebauung des Platzes selbst kann keine Rede sein", versicherte dagegen Baubürgermeister Lothar Quast nach der "MM"-Berichterstattung am Montagabend beim Neujahrstreff des SPD-Ortsvereins Lindenhof/Almenhof.

Kurz selbst hatte noch vor seiner Abreise nach China am Sonntag Kontakt mit der Bürgerinitiative 48er-Platz aufgenommen und sich ausführlich über die Nutzung des Areals inmitten des Wohngebietes informiert. Dabei, so der Sprecher der Initiative, Bernhard Boll, habe der Oberbürgermeister bestätigt, dass man sich im Rathaus stadtplanerisch mit der Umgestaltung des Platzes beschäftigt habe. Wie berichtet, steht der Grundriss des gesamten Stadtteils mit der bereits in den dreißiger Jahren zentral platzierten Sport- und Freizeitanlage womöglich unter Denkmalschutz.

Pläne des Architekten Peter Bender zur Überbauung der beiden Luftschutzbunker zwischen Sportplatz und Maria-Hilf-Kirche liegen bereits seit April vergangenen Jahres im Rathaus in der Schublade, Benders Projekt sieht nach "MM"-Recherchen je fünf Reihenhäuser zu beiden Seiten der Bunkeranlage sowie penthouse-artige Aufbauten auf den Bunkern selbst vor. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft GBG will das Vorhaben realisieren und beauftragte Bender, eine Bauvoranfrage auszuarbeiten. Diese, so bestätigte der Fachbereich Baurecht und Umweltschutz auf Anfrage, liege im Rathaus aber noch nicht vor.

Bürgermeister Quast bekräftigte indessen das Ansinnen der Stadt, die Anlage künftig nicht mehr förmlich als Sportplatz zu unterhalten, sondern in eine andere Trägerschaft zu übergeben, um die entsprechenden Kosten - etwa 17 000 Euro pro Jahr - einzusparen. Dazu, so kündigte er an, wolle die Stadt jetzt Gespräche mit allen Beteiligten aufnehmen, zuerst mit der örtlichen Elterninitiative, die den Platz seit über zehn Jahren pflegt und seither etwa 30 000 Euro dort investiert hat.

Vor der Rede Quasts hatte der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Lindenhof-Almenhof, Stadtrat Dr. Horst Wagenblass, einer möglichen Bebauung des Platzes eine klare Absage erteilt: "Ich schaue dem verständnislos zu", erklärte der Sozialdemokrat, der selbst im Almenhof wohnt, zu den - wie er es nannte - "abstrusen Vorstellungen". In den 30 Jahren seiner politischen Tätigkeit habe er noch nie so viele Briefe aufgebrachter Bürger erhalten, berichtete der Kommunalpolitiker. Unter lautem Beifall versicherte Wagenblass: "Meine Stimme als Stadtrat wird es für eine Bebauung nicht geben." Ähnlich äußerte sich die Neckarauer Grünen-Stadträtin Gabriele Thirion-Brenneisen beim Neujahrsempfang ihrer Partei in der "Klapsmühl' am Rathaus". Die Bürgerinitiative könne "zuversichtlich sein, das Thema mit Erfolg abzuschließen".

Gegen das Ansinnen Kurz' sprach sich gleichzeitig auch die Gemeinschaft der Selbstständigen (GdS) Neckarau aus. "Das kann nicht sein", erklärte der Vorsitzende Günter Stegmüller beim Neujahrsempfang seiner Organisation, bei dem auch die Unterschriftenlisten der Bürgerinitiative ausgelegt waren. Die SPD-Landtagsabgeordnete und Stadträtin Helen Heberer forderte in ihrem Grußwort bei der GdS von der Stadtverwaltung eine Vorgehensweise, "die eine intensive Beteiligung der Bürger ermöglicht".

Mannheimer Morgen
13. Januar 2010

 
 

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