Mannheimer Morgen: "Das Gestern nicht vergessen"

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Religionen: Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit feiert 50-jähriges Bestehen

"Das Gestern nicht vergessen"
Von unserem Redaktionsmitglied Simone Kiß-Epp

Sich verstehen lernen bei gegenseitiger Achtung aller individuellen Unterschiede - seit 50 Jahren arbeiten in Mannheim Menschen am interreligiösen Dialog, um nach den schrecklichen Ereignissen der Schoa das lähmende Schweigen zwischen Juden und Christen zu durchbrechen und die Zukunft hier in der Region gemeinsam zu gestalten. Ihr Jubiläum feierte die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Rhein-Neckar jetzt mit einem Festakt im Jüdischen Gemeindezentrum.

"Am Heute und Morgen bauen, ohne das Gestern zu vergessen", benannte Stadträtin und Landtagsabgeordnete Helen Heberer die Aufgabe der Gesellschaft, der sie im Namen der Stadt gratulierte. Sie erinnerte an die Deportation von 2000 Mannheimer Juden im Oktober 1940 und an das Zitat von Primo Levi - "es ist geschehen, also kann es wieder geschehen". In diesem Satz stecke die Forderung nach Neugestaltung, und die christlich-jüdische Gesellschaft habe diese Forderung aufgenommen. "Ein persönliches Anliegen, ja sogar ein Bedürfnis" war es auch der Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Dr. Eva Lohse, der Gemeinschaft für ihr 50-jähriges Wirken Dank zu sagen: "Ihre Tätigkeit ist segensreich und rührt an das, was die Gesellschaft im Innersten zusammenhält."

Diakon Manfred Froese, geschäftsführender Vorsitzender, hatte die Gäste begrüßt und an die Entstehung der Gesellschaft, an ihren Weg "mit schwierigen, aber auch erfüllenden Abschnitten" erinnert. Im Namen des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit war dessen Generalsekretär Rudolf Sirsch gekommen. Er lobte Mannheim als "gastfreundliche und weltoffene Stadt", und hob die hier ins Leben gerufene Idee des Abraham-Pokals hervor, den jedes Jahr eine andere Schule bekommt, die sich mit Interreligiosität, Toleranz und gutem Miteinander beschäftigt. Viele weitere Gesellschaften hätten diesen Gedanken übernommen. Dr. Hans Erler setzte sich in seinem Festvortrag unter dem Titel "Kein Paradies kann dem Menschen verlockender sein als das Leben selbst" mit dem Judentum auseinander.

Chor und Bigband des Karl-Friedrich-Gymnasiums - erster Träger des Abraham-Pokals - umrahmten den Festakt unter der Leitung von Stefan Gross musikalisch. "Das hat ein besonderes Lob verdient, es sind ja gerade Herbstferien," freute sich Froese über den Einsatz.

Mannheimer Morgen
27. Oktober 2009

 
 

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