Mannheimer Morgen: Operation Sternwarte läuft

Presseecho

Sanierung: Gute und böse Überraschungen können Altbau-Spezialisten nicht erschüttern
Operation Sternwarte läuft

Von unserem Redaktionsmitglied Susanne Räuchle

Bilder zum Steinerweichen. Mauerwerk bröckelt auf breiter Front, ganze Gesimse brechen weg, Rost rieselt und korrodierte Eisenstücke drücken aufs Gefüge: Die Sternwarte im erbärmlichen Zustand offenbart nun ihre Altersschwäche vom Sockel bis unters Dach. Man hat ihr auf den Putz geklopft, über Suchbohrungen in ihr Innerstes geschaut und ist auf Überraschungen gestoßen - nicht nur böse - auch gute. Auf dem Dach machten die Bauhistoriker eine interessante Entdeckung: Die Reste einer kreisrunden Sandsteinoberfläche mit einem runden "Mühlstein" in der Mitte wurden freigelegt, vermutlich in Sternguckerzeit eine Basis für die Beobachtungsstation.

Und noch eine zweite Ausgrabung auf höchster Ebene brachte Unerwartetes: Ein Fundament aus Backsteinen kam zutage, das in der Zeit zwischen den Weltkriegen eine begehbare "Camera Obscura" getragen hat, damals eine beliebte Attraktion, die wohl Mannheimer über 160 mühevolle Stufen nach oben lockte.

Viel Neues zur Alten Sternwarte also: Erster Bürgermeister Christian Specht und Landtagsabgeordnete Helen Heberer sowie Dr. Lothar Stöckbauer vom Verein Stadtbild informierten in Topposition über den Stand der Bauarbeiten, die in vollem Gange sind. Und Projektleiterin Ute Wagner sowie Restaurator Roger Thamm leuchteten mit detailreichen Aufnahmen den Zustand des Barockjuwels aus. Die Sternwarte - schwer angeschlagen, aber kein hoffnungsloser Fall. Es gären zwar Schimmelpilze unterm Kalkmörtelputz, die Maueranker sind stark verrostet und halten das große Ganze nicht mehr stabil zusammen, die Gitter an den Balkonen lassen sich wie Wackelzähne mit einem Griff herausnehmen - aber das kann Altbauspezialisten nicht erschüttern, sie haben Nerven wie Drahtseile und werden auch mit dem Achteck-Bau fertig, so dass am Ende die Kraftschlüssigkeit wieder gegeben ist, und der Wissenschaftsbau in alter Schönheit dasteht.

Rund eine Million Euro wird allein die Außensanierung kosten, das Land zeigt dabei mit 470 000 Euro Kultursinn, die Stadt bringt sich mit 300 000 Euro in die Hausaufgabe ein, das "Aktionsbündnis Sternwarte" will mit 230 000 Euro einen gewaltigen Batzen beisteuern. SPD-Landtagsabgeordnete Helen Heberer als treibende Kraft im Aktionsbündnis will mit ihren Mitstreitern vom Stadtarchiv, vom Planetarium und vom Technoseum und deren jeweiligen Fördervereinen ein buntes Benefiz-Programm im Zeichen des Turmes organisieren. Und Specht schaut auch ohne Fernrohr hoffnungsfroh in die Zukunft: Die Innensanierung des Entrees und Treppenaufgangs wird mit 700 000 Euro veranschlagt. Der Zuschuss vom Bund in Höhe von 250 000 Euro soll in diesen zweiten Abschnitt fließen.

© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 31.07.2013

 
 

Pressemitteilungen