Mannheimer Morgen: Rheinterrassen-Wirt sieht den raschen Verfall der Rheinwiese

Presseecho

Lindenhof: Mangelnde hygienische Einrichtungen und Alkohol-Exzesse sorgen für Ärger
Rheinterrassen-Wirt sieht den raschen Verfall der Rheinwiese

Von unserem Redaktionsmitglied Jan Cerny

Sie gehört zurecht zu den beliebten Ausflugszielen in Mannheim: die Gaststätte Rheinterrassen. Das Restaurant mit der Bewirtschaftung unter freiem Himmel zieht besonders im Sommer Gäste an. "Der Blick über den Rhein ist am Abend besonders reizvoll, wenn die Sonne langsam untergeht", schwärmt Günter Haspel. Mit seiner Frau Annette betreibt er das Lokal, ihre Freude an der reizvollen Umgebung ist allerdings zunehmend getrübt. "Nein, nicht die Leute, die auf der Rheinwiese friedlich grillen, sind es", wehrt Haspel ab, "sondern die Auswüchse mit alkoholisierten und Streit suchenden Jugendlichen".

Seit mehr als 30 Jahren ist der erfahrene Gastwirt im Geschäft, vor 13 Jahren übernahm er die Rheinterrassen. Und so kann er genau nachvollziehen, wie sich die sommerliche Freizeit auf der Rheinwiese entwickelt hat. "Am Anfang hat niemand ans Grillen hier gedacht", erinnern sich Annette und Günter Haspel, "das begann so richtig erst mit dem heißen Sommer 2003". Bis dahin, so der Gastronom, habe sich das Grillen auf die Wiese am Strandbad weiter Rhein aufwärts konzentriert. Weil es dort immer mehr wurde, hätten die Menschen zusätzlichen Platz für ihre Grillabende im Freien gesucht, und eben die Rheinweise auf dem Lindenhof entdeckt.
"Seit zwei Jahren kippt es hier um"

"Das war am Anfang nicht so schlimm", meint Haspel, "bis auf dass zusätzliche öffentliche Toiletten fehlten." "Seit etwa zwei Jahren kippt es hier aber", stellt der Wirt fest. Nach seinen Beobachtungen nehmen in späten Nachtstunden die Alkoholexzesse zu. Da sich an dem Missstand mit den mangelnden Toiletten nichts geändert hat, suchen die jungen Leute die Büsche am Rande der Wiese auf. An warmen Tagen stinke es erbärmlich entlang der ganzen Rheinpromenade.

Nicht selten kämen sie ins Lokal. "Die Gäste schauen schon überrascht, wenn da Einer barfuß, mit Gras in T-Shirt und Piercing-Ringen in Ohren Lippen und Augenbrauen durch das Restaurant stampft", weiß Haspel. Und wenn man den Leuten den Zutritt verbiete, gebe es nicht selten Randale.

Für den Wirt ist klar: Das Toilettenhäuschen an der Rheinpromenade ist für die Masse der Menschen zu wenig, zumal es gegen 22 Uhr geschlossen wird. Die Betreuer, die es unterhalten, machen Feierabend, haben aber auch Angst, länger zu bleiben. Neuerdings tauchen zu nächtlicher Stunde Jugendbanden auf der Rheinwiese auf, zetteln Streit an, der auch in Gewalttätigkeiten ausarten kann, oder überfallen friedliche Griller, um sie zu bestehlen. "Im vergangenen Sommer gab es hier drei schwerwiegende Vorfälle", zählt Gastronom Haspel auf.

Das weiß auch der Leiter des zuständigen Polizeireviers Neckarau, Polizeioberrat Renato Gigliotti. Im Gespräch mit dieser Zeitung kündigte er im kommenden Sommer verstärkte Kontrollen am Rhein an. Das aber löst noch nicht die Sache mit der Hygiene. Dafür engagieren sich Wolf Engelen von der Bürger-Interessen-Gemeinschaft Lindenhof, die resolute Lindenhöferin Helma Schäfer, Landtagsabgeordnete Helen Heberer (SPD) und die SPD Lindenhof unter dem Vorsitz von Stadtrat Professor Dr. Horst Wagenblaß.

Bislang freilich mit mäßigem Erfolg. Die Stadt hat die Umgebung des vorhandenen Toilettenhäuschens saniert, so dass es auch für Behinderte leichter zu erreichen ist. "Doch das genügt bei weitem nicht", betont Annette Haspel. Vor wenigen Tagen war sie in München und schaute sich an der Isar um. "Die haben dort etliche mobile Toilettenkabinen aufgestellt", lobt sie.
Bereiche mit Alkoholverbot

Günter Haspel weiß wiederum, dass auch die Heidelberger Stadtverwaltung ihre liebe Not mit Gelagen auf den Neckarwiesen hat. "Dort gibt es Bereiche, in denen Alkohol verboten ist; das wäre auch hier notwendig" meint er und verspricht sich davon eine Beruhigung der nächtlichen Exzesse: "Nicht die friedlichen Griller, die durch Alkohol enthemmten bereiten uns hier Kummer".

Mannheimer Morgen
22. April 2009

 
 

Pressemitteilungen