Uni fürchtet Einschränkungen

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Die Universitäten im Land schlagen Alarm, und auch die Mannheimer Schlosshochschule stimmt ein: Dringend sei mehr Geld vom Land nötig, wenn die Uni ihr Angebot nicht spürbar einschränken soll. Derzeit erzeugt die Einrichtung nach Angaben des Rektorats ein jährliches Defizit von 3,2 Millionen Euro. "Wenn das dauerhaft so bleibt, dann müssen wir ans Eingemachte", das sagte der Rektor Professor Ernst-Ludwig von Thadden dem "MM" schon im Februar. Geändert hat sich seitdem nichts.         

Dementsprechend groß ist die Verärgerung unter den Universitäten im Land. Im Normalfall sind die Einrichtungen in einer gesunden Konkurrenz zueinander verbunden, jetzt haben sie sich zusammengetan, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Am Mittwoch laden alle Universitäten im Land zu einem Aktionstag, in Mannheim beginnt er symbolisch um fünf vor zwölf in der Aula.

"Das Defizit verschwindet eben nicht, wenn der Uni-Haushalt in gleicher Höhe fortgeschrieben wird. Im Gegenteil - die Inflationsrate und steigende strukturelle Ausgaben sowie steigende Energie- und Personalkosten lassen es Jahr für Jahr weiter anwachsen", sagt von Thadden. Seine Forderung - und die der anderen Rektoren - ist darum klar: Das Land soll mehr Geld für die Universitäten zur Verfügung stellen.

Als Beispiel der angeprangerten Unterfinanzierung nennt die Universität die Energiekosten. Die Universitäten müssen dafür, anders als andere Hochschultypen, selbst aufkommen. In den vergangenen Jahren sind die Kosten für Strom und Wärme aber explodiert, was die Unis jetzt in ihren Kassen spüren. "Die gestiegenen Energiekosten machen rund zwei Drittel unseres Defizits aus", sagt ein Sprecher aus dem Rektorat. Zwar habe es mehr Geld dafür gegeben, dass die Universitäten zusätzliche Studienanfängerplätze aufgebaut haben. Allerdings sei nie berücksichtigt worden, dass mehr Studenten auch mehr Räume bräuchten, höhere Energiekosten und einen größeren Verwaltungsaufwand bedeuteten.

Auf diesen Kosten, heißt es aus dem Rektorat, sei man sitzengeblieben. Wenn das Land nicht reagiere, könne es "zu spürbaren Einschränkungen im Bereich Studium und Lehre kommen: weniger Personal, weniger Service für Studierende von der Bibliothek bis zum Sport, weniger Hiwi-Jobs und so weiter", sagt von Thadden.

Andere Unis gehen bei ihren Drohungen weiter. Allerdings scheut sich die Schlosshochschule offenbar, mit Negativ-Marketing ihren mühsam aufgebauten Ruf als akademische Top-Adresse aufs Spiel zu setzen. An der Qualität werde sich darum nichts ändern, sagt der Rektor. "Wenn das Land uns zwingt, werden wir aber künftig deutlich weniger Studierende aufnehmen, um unsere Qualität zu halten. Dies trifft dann in starkem Maße auch die Studierenden der Region."

Die Universitäten und das Land Baden-Wüttemberg verhandeln seit Monaten über den neuen Solidarpakt, so heißt die Hochschulfinanzierung. Ende 2014 läuft die Regelung aus. Dabei gibt es bei der Beschreibung des Zustandes keine allzugroßen Differenzen. In den beiden bisherigen Solidarpakt-Paketen sei "die Grundausstattung nicht den steigenden Bedarfen und Studierendenzahlen angepasst" worden, heißt es aus dem Finanzministerium.

"Wir kennen die Bedürfnisse der Hochschulen und nehmen ihre Forderungen sehr ernst", sagt Helen Heberer, SPD-Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Wissenschaftsausschusses. Allerdings bewege man sich im Spannungsfeld zwischen Schuldenbremse und den notwendigen Investitionen.

© Mannheimer Morgen, Dienstag, 20.05.2014

 
 

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