Kulturpolitik: Egbert Rühl verlässt Mannheim am 1. März, im Januar wird die Geschäftsführung der Alten Feuerwache ausgeschrieben
Kein interner Nachfolger in Sicht
Von unserem Redaktionsmitglied Jörg-Peter Klotz
"Vor zehn Jahren hätte man nicht viel Aufhebens um diese Stellenbesetzung gemacht. Da merkt man, was sich alles geändert hat." Mit dieser Bemerkung bringt Schatzkistl-Chef Peter Baltruschat die Bedeutung, aber auch die Problematik einer Personalfrage auf den Punkt, die von der selbsternannten Musikstadt Mannheim gelöst werden muss: die Nachfolge von Egbert Rühl als Geschäftsführer der Alten Feuerwache. Wie der 51-Jährige gestern auf Anfrage mitteilte, wird er voraussichtlich am 1. März nach Hamburg wechseln, um als Geschäftsführer einer städtischen Gesellschaft die Kreativwirtschaft der Hansestadt zu fördern. "Da kann es aber zu Übergangsphasen kommen", so Rühl.
Überregionale Strahlkraft
Als Rühl im Jahr 2000 in der Quadratestadt antrat, war das Kulturzentrum bestenfalls ein programmatisches Puzzlespiel, blockiert von Verteilungskämpfen verschiedener kultureller Interessengruppen. Seitdem haben der unprätentiöse, höchst effektive Netzwerker und sein Team daraus ein Veranstaltungshaus mit überregionaler Strahlkraft gemacht, das nicht nur bei Pop- und Jazz-Konzerten dank deutlich verbesserter Klang- und Lichtarchitektur eine sehr gute Figur macht. Thorsten Riehle, als Geschäftsführer des benachbarten Capitols, theoretisch in einer Konkurrenzsituation zum städtisch geförderten Kulturzentrum, singt das Hohelied auf seinen Kollegen: "Capitol und Feuerwache waren immer sinnvolle Ergänzungen und haben sich die Bälle oftmals zugespielt. Die gemeinsame Arbeit in der Initiative Alter Messplatz war fruchtbar, der Austausch mit Egbert anregend, erfrischend und kollegial." Die Feuerwache ist also bestens eingebettet. Auch in Erfolgsreihen wie Enjoy Jazz oder in die derzeit ruhende Delta Connection, gut vernetzt mit vergleichbaren Häusern der Metropolregion. Mit Projekten wie dem Literaturfest "Lesen.hören", den Figurentheatertagen "Imaginale" oder zuletzt der Kurzfilm-Reihe "Zum goldenen Hirsch" zeigt sie viel Profil, weiß aber auch die Jugend etwa mit der Brandherd-Party-Reihe gehoben zu unterhalten.